Lukas Podolski
Köln – Die große Frage des Weltfußballs harrt noch einer Antwort. Wer hört zuerst auf – Cristiano Ronaldo oder Lukas Podolski? An diesem Mittwoch wird Podolski 40 Jahre alt, aber es gibt auch zum Ehrentag keinen Einsatz mehr für Deutschland. Ronaldo, sogar vier Monate und einen Tag älter, darf dagegen noch immer für Portugal spielen. Am Abend, Ironie des Schicksals, sogar gegen ein paar alte DFB-Kameraden vom „Poldi“.
Wie Ronaldo ist auch Podolski noch immer auf dem Fußballplatz unterwegs. Für den polnischen Tabellenneunten Gornik Zabrze, dessen Stadion nur wenige Kilometer von seiner Geburtsstadt Gliwice entfernt liegt, hat der Stürmer in der gerade beendeten Saison fünf Tore gemacht und dreimal vorgelegt. So la la also. Aber gut genug, um mit seiner linken Klebe im Bergarbeiterklub aus der oberschlesischen Industrieregion noch ein weiteres Spieljahr dranzuhängen. So geht Fußballromantik.
In Köln hat er längst schon sein Abschiedsspiel bestritten, es kamen alle berühmten Freunde, und die Bude war natürlich ausverkauft. So lange wie Ronaldo konnte er sich im Nationalteam nicht halten, 2014 beim WM-Titel war Podolski übers gesamte Turnier hinweg weniger als eine Stunde auf dem Platz, schleppte aber immerhin auf dem Rückflug im „Siegerflieger“ netterweise den Pokal zur Fotosession auch nach hinten auf die billigen Plätze. Dorthin, wo sich seine Teamkollegen niemals verlaufen hätten. Er war schon immer auch ein Mann des Volkes.
2016 bei der EM wurde der meist bestgelaunte Kerl als Maskottchen der Mannschaft verhöhnt und wurde ausnahmsweise mal sauer: „Respektlos!“ Da hatte er ein bisschen Recht und ein bisschen Unrecht. Er kam nur zu einem Kurzeinsatz. Bald darauf war Schluss fürs Land.
Seine 13 „Tore des Monats“ sind ebenso Legende wie seine unverbaute Rhetorik und Bereitschaft zur Handgreiflichkeit. Der damalige Bundestrainer Joachim Löw konnte sich Podolski Rückendeckung gewiss sein, nachdem Löw sich zuvor in seiner Coachingzone das Gemächt gekratzt hatte. Poldi moderierte das Thema in einem Satz ab: „80 Prozent von euch kraulen sich doch auch mal die Eier.“
Weniger Unterstützung erfuhr Michael Ballack. Der Capitano bekam nach einem verbalen Scharmützel im WM-Qualifikationsspiel 2009 in Wales von Podolski stante pede eine Watschn verpasst, die es in sich hatte. Es war das erste äußere Zeichen des erodierenden Machtverlustes von Ballack, eingeläutet von Lukas Podolski, der von Löw zum Verdruss von Ballack nicht zurückgepfiffen wurde.
Wahrscheinlich hat man den Poldi immer ein bisschen unterschätzt mit seiner Bauernschläue. Er startete seine zweite Karriere als Gastro-Unternehmer mit der Eisdiele „Ice Cream United“ und dem Kölner Brauhaus „Zum Prinzen“. Seine Imbisskette „Mangal Döner“ läuft als Franchise blendend.