Der Moment des Schreckens: Elias Harris hält sich das lädierte Knie. Der Routinier war ohne Gegnereinwirkung zu Boden gegangen. © IMAGO/Eibner-PresseFoto
Heidelberg – Der Ernst des Augenblicks kam auch beim Gegner an. In der Heidelberger Arena herrschte gespenstische Stille als Elias Harris auf dem Parkett behandelt wurde. Aber als der 35-Jährige von den Münchner Physiotherapeuten in die Kabine bugsiert wurde, da war auch längst zu erahnen: Es war Schlimmeres passiert im linken Bein des Bayern-Routiniers.
Riss der Oberschenkelsehne, das machte zunächst die Runde. Ob es tatsächlich so ist, das war auch am Tag danach noch nicht vollends geklärt. Doch was zu vernehmen war, das deutet in eine schlimme Richtung: Die Saison ist für ihn ungeachtet des Ausgangs der Halbfinalserie definitiv beendet. Doch Harris muss wohl sogar das Karriere-Aus befürchten.
Auch für seine Bayern ist das ein schwerer Schlag, der naturgemäß auch die Freude über die 90:61-Antwort in diesem zweiten Halbfinale erheblich trübte. Johannes Voigtmann, der Harris auf dem Feld zeitweise vertrat, war auch nach getaner Arbeit noch fassungslos. „Da sind schon viele Gefühle dabei“, sagte er, „das hat niemand verdient.“ Auch Trainer Gordon Herbert war sichtlich angegriffen. „Das ist ein schwerer Verlust“, sagte er.
In der Tat: Eigentlich war der 2,03-Meter-Mann ja eher als Energiebringer eingeplant, der den viel geforderten langen Männern wie US-Center Devin Booker Pausen bescheren sollte. Doch dann verletzte sich Booker am Knie, ebenso wie Oscar da Silva. Und Elias Harris rückte in den Mittelpunkt und machte seine Sache so gut, dass viele Beobachter wie sein Ex-Coach Andrea Trinchieri sagen: „Er ist in der Form seines Lebens.“
Über diese Saison hinaus wird die Art der Verletzung ohne gegnerische Einwirkung wohl wieder zu Diskussionen über die Belastung der Profis sorgen. Harris mag nicht die Minuten haben, die etwa Andi Obst bei den Bayern abreißt. Aber auch er hat nun satte 72 Saisoneinsätze auf dem Buckel. Zu viel, wie es scheint.
Und Herbert muss nun im Endspurt der Saison wieder einmal Kreativität beweisen. Harris und da Silva sind raus. US-Center Devin Booker knickte in Heidelberg zum zweiten Mal binnen weniger Tage um. Er konnte immerhin weitermachen.
PATRICK REICHELT