Fitness als Leidenschaft: Merk mit Frau Sabine. © Arnold/dpa
Weisenheim am Berg – Inmitten dieses wahnsinnigen Wüstenrennens in der Sahara blickte ein Italiener Markus Merk prüfend ins Gesicht: „Du hast doch damals unser Champions-League-Finale gepfiffen, oder?“, sagte der Fan des AC Mailand. Auch bald 17 Jahre nach seinem Karriereende: Markus Merk bleibt so etwas wie der ewige Schiedsrichter. Dabei führt Merk längst ein Leben als Extremsportler – und das mit 63 Jahren.
Vor einigen Wochen hat sich der gebürtige Kaiserslauterer einen Lebenstraum erfüllt. Einen, der ihn über seine Grenzen getrieben hat: Marathon des Sables in Marokko. 250 Kilometer in sieben Tagen. Die Finisher dürfen sich als „Legenden“ bezeichnen.
Beim Start jeden Morgen ertönt der ACDC-Hit „Highway to hell“ – es ist ein wahrer Höllenritt. Die längste Etappe beträgt 82,5 Kilometer, über 16 Stunden brauchte Merk dafür. Ein Sandsturm und Magen-Darm-Beschwerden raubten ihm die letzten Kräfte.
Schon die Planung der Ausrüstung – alleine fünf Kilo an Essen schleppen die Teilnehmer des Trailruns mit sich – ist eine Herausforderung an sich. „Ich habe sogar den Stil meiner Zahnbürste abgesägt, um ein paar Gramm Gepäck zu sparen.“ Viel später im Ziel der Schinderei empfindet Merk tiefste Dankbarkeit und Demut. „Es sind Momente für die Ewigkeit.“
Die allermeisten Bergtouren und Wettkämpfe – wie zuletzt den Rom-Marathon – bestreitet Merk gemeinsam mit Frau Sabine. Man hat schon einen Ultratrail in Thailand bestritten, war auf Skiern bei einer Expedition am Nordpol, hat Sechs- und Siebentausender in den Anden und im Himalaya bestiegen, war beim Transalpin-Marathon über 280 Kilometer und dreimal beim legendären Wasa-Lauf auf Langlaufskiern dabei.
Merk lief schon mit 15 seinen ersten Marathon. „Wenn ich samstags aus dem Kessel raus war, brauchte ich am Sonntagmorgen erst mal den Wald“, sagt der frühere FIFA-Unparteiische, der auch bei zwei Welt- und Europameisterschaften pfiff. Ex-Kollege Felix Brych staunt noch heute: „Markus war hinsichtlich seiner Fitness ein Vorbild für mich. Ich konnte schon zu seinen aktiven Zeiten nicht fassen, wie viele Extremsport-Aktivitäten er neben seinen Einsätzen absolviert hat.“
Natürlich lässt es Merk mit über 60 inzwischen etwas langsamer angehen, aber das Ziel verliert er nie aus den Augen. Wie seine 52 Jahre alte Frau. „Unser größtes Ziel ist, dass wir gemeinsam lange fit bleiben. Wir nehmen alle Herausforderungen, ohne getrieben zu sein.“
Die sportliche Leidenschaft und Ausdauer haben auch Spuren hinterlassen: Im vergangenen Jahr stand eine Knie-Operation an, zwei Finger hat er dauerhaft mit Tapes verbunden: Bei einer Rettungsaktion 2014 auf einem Siebentausender in Kirgisistan sind ihm die Kuppen erfroren. DPA