Pechvogel: Giffey (r.) foulte sich aus. © IMAGO
Hohe Hürde: Michael Weathers (r.) & Co verlangten den Bayern diesmal alles ab und trieben den Titelverteidiger bis in die Verlängerung. © IMAGO
Heidelberg – Was für ein Spiel, was für eine Spannung und was für ein Ende für den FC Bayern Basketball. 94:82 (79:79, 36:41) nach Verlängerung entschieden die Münchner auch das spektakuläre vierte Halbfinale für sich. Womit der Titelverteidiger also drin ist, in der Finalserie. Gegen wen es ab kommenden Sonntag (18 Uhr) geht, wird sich erst am Donnerstag zeigen. Herausforderer Ulm verspielte den Matchball mit einem 77:78 in Würzburg und muss in Spiel fünf.
Zumindest Shabazz Napier hatte ja schon so seine Ahnung gehabt, dass dieses Wiedersehen in Heidelberg ein durchaus kniffliges werden könnte. „Ich rechne mit einem schweren Kampf“, hatte der Bayern-Spielmacher geunkt. Doch es zeigte sich schnell: Napier lag damit ziemlich richtig. Denn die zuletzt kräftemäßig so angeknacksten Heidelberger kamen mit gewaltiger Intensität aus der Kabine. Michael Weathers oder DJ Horne, schon bekannte Größen in dieser Serie, rauschten nach Belieben durch die schläfrige Münchner Defensive.
Dass der Ball auf der anderen Seite so gar nicht durch die Reuse wollte, tat ein Übriges. Die Bayern starteten mit einer Vielzahl wilder Dreier-Versuche, alleine: Nur einer davon saß. Heraus sprang ein zwischenzeitlicher 17-Punkte-Vorsprung der Gastgeber (28:11). Heidelbergs Anhang, der sich mit dem, auf mehrere Banner gepinselten Slogan „Heute, oder nie“ anheizte, konnte sein Glück kaum fassen.
Allerdings: Die Bayern arbeiteten sich hinein in dieses wilde Spiel. „Ruhig weiter spielen“, hatte Trainer Herbert in mehreren Auszeiten ausgegeben. Und das zahlte sich aus. Denn in dem Moment, in dem Nick Weiler-Babb, Andi Obst & Co entschlossener die Passwege zustellten, holperte die Heidelberger Offensivproduktion zunehmend. Und nach vorne spielten die Bayern deutlich besser die Breite ihres Kaders aus. Während auf Heidelberger Seite Horne, Weathers und der athletische Bakary Dibba zur Pause alleine 29 der 41 Punkte ihres Teams ansammelten, hatten sich auf Bayern-Seite zu diesem Zeitpunkt schon acht der neun eingesetzten Kräfte auf dem Scoreboard verewigt.
Aus 17 wurden 5 (41:36), Heidelbergs Trainer Danny Jansson gab seinen Profis schon mit deutlich verkniffener Miene ein interpretationsfähiges Bild mit auf den Weg: „Wir müssen mehr Dame als Schach spielen.“
Schneller, mit mehr Herz spielen, weniger mit dem Kopf – in etwa könnte er damit gemeint haben. Klappte ganz gut. Denn Heidelberg hielt mit heißem Herz gegen die heranrollenden Bayern stand, die ähnlich wie beim ersten Auswärtsspiel an gleicher Stelle in einen kühl-humorlosen Stil umschalteten. Mal kreiselte Niels Giffey den Ball ins Ziel, da hielt Paul Zipser ein Dunking dagegen. Mal traf Horne buchstäblich vom Parkplatz, dann hielt eben Napier auf der anderen Seite dagegen.
Womit klar war: dieses Spiel war anders als die beiden letzten. Dieses Spiel war Spektakel, war Drama. In dem ausgerechnet die Unparteiischen um Euroleague-Referee Robert Lottermoser die schwächsten Akteure waren. Mit so manchem Foulpfiff lag das Gespann daneben. Bitter vor allem für Giffey, den besten Münchner, der vermutlich selbst nicht wusste, warum er in den Schlussminuten zuschauen musste. Aber auf der anderen Seite mussten ja auch Dibba und Horne vorzeitig gehen.
Was letztlich das größere Handicap war. In der Verlängerung machten die Bayern dann doch ziemlich souverän das Finale klar.