Vor einem Monat äußerte sich Jürgen Klinsmann über die FIFA-Club-Weltmeisterschaft. Er nannte sie „einen Glücksfall“, es werde nämlich „faszinierend sein, wie Clubs aus verschiedenen Kontinenten aufeinander prallen“. Begeistern konnte „Klinsi“ immer schon. Vor allem sich. Dass er das auffällig oft für Projekte des Weltverbands tut, ist nicht zu seinem Schaden. Der kalifornische Schwabe hatte keine Probleme damit, dass die WM 2022 im fragwürdigen Staat Katar stattfand. Er hinterfragt auch nicht, ob ein Format mit 32 Vereinsmannschaften in einem Sommer, in dem sich die überspielten Akteure mal erholen könnten, den Fußball wirklich voranbringt. Die FIFA dankt dem ewigen Sonnyboy seine PR: Wie schon 2022 wurde Jürgen Klinsmann in die „Technical Study Group“ berufen. Sie wird „alle Partien analysieren und damit das weltweite Verständnis für diesen Sport fördern“, so steht es in der FIFA-Mitteilung.
Unter den sieben Personen, die Arsene Wenger, der Prof der Studiengruppe, berufen hat, ist tatsächlich eine mit erfolgreicher Trainervita: Roberto Martinez, der gerade erst mit Portugal in München die Nations League gewonnen hat. Die anderen verdanken ihre Prominenz eher einer schon länger zurückliegenden Spieler(innen)zeit – und der Schläue der FIFA. Die hat es – vor allem unter ihrem Präsidenten Gianni Infantino – geschafft, ein Netz an Lobbyisten über die Welt zu spannen. Wobei die Lobbyisten oft gar nicht bemerken, dass sie welche sind. Vielmehr überkommt sie die Rührung, dass der große Verband sie nicht vergisst, immer mal wieder einlädt, Legenden nennt. Einmal bei der WM mitgekickt – zack: „FIFA legend“. Die ehrenwerte Familie lässt niemanden fallen.
Manchmal kauft sie sogar ganz offiziell jemanden ein: Arsene Wenger zum Beispiel, der 22 Jahre (und davon etwa zehn zu lange) Trainer des FC Arsenal war. Jetzt ist er FIFA-Direktor für globale Fußballförderung und erstellt absurde Berechnungen, dass man eine Nationalmannschafts-WM auch im Zwei-Jahres.-Rhythmus stattfinden lassen könne, ohne dass die Spieler stärker beansprucht würden. Kritische Geister nennen Wenger inzwischen ein „Mietmaul“. Oder Marco van Basten. Der frühere großartige niederländische Torjäger ist bei der FIFA als Technischer Berater angestellt und der Entwickler des misslungenen Videobeweises. Aber klar: Alles für das großartige Spiel!
Was die Technical Study Group die nächsten vier Wochen zu Papier und mit einigen Monaten Abstand veröffentlichen wird, liegt erfahrungsgemäß nicht wesentlich über den Erkenntnissen von Stammtischen und wird von routinierten Teilnehmern am Kicker-Managerspiel mit einem Blick erfasst. Doch wir wollen Wengers Forschern nichts missgönnen.
Wir haben uns auch für Jürgen Klinsmann gefreut, als er 2023, kurz nach der WM `22, bei Südkorea, einem der von ihm beobachteten Teams, als Trainer unterkam. Und wir gehen davon aus: Ein Al-Irgendwo der Club-WM wird durch seine Analysen Klinsis Potenzial erkennen und ihn verpflichten. Bis zur WM 2026. Dann ist die nächste Technical Study Group.
Guenter.Klein@ovb.net