Cheftrainer Nummer 30 in der Bruins-Geschichte: Marco Sturm mit General Manager Don Sweeney. © dpa/Mary Schwalm
Boston/München – Marco Sturm ist nun eingetreten ins Wunderland der Boston Bruins. Eine riesige Torte in Farben (schwarz und gelb) und mit dem Logo des NHL-Clubs, darauf die zuckerige Zeile „Welcome Home, Marco!“ wartete auf ihn bei seiner Vorstellung als neuer Cheftrainer, anschließend führte man ihn hinaus in die Halle, „wo alles voll war mit meinem Namen“. Sturm (46), gebürtiger Dingolfinger und nun erster Cheftrainer in der NHL, der das Eishockeyspielen in Deutschland gelernt hat, sagt nach seinem ersten Tag: „Ich bin stolz.“
Sieben Jahre liegen zwischen seinem Abschied als deutscher Bundestrainer, mit der Olympischen Silbermedaille als Referenz, und dem Aufstieg auf eine Head-Coach-Position in der besten Liga der Welt und noch dazu mit einem Club, der in Amerika im medialen Fokus steht. Im Job-Interview hat Sturm erfahren, warum man ihn genommen hat. „Entscheidend, haben sie gesagt, war der Schritt zum Farmteam. Ich bin die harte Tour gegangen, das hat ihnen gefallen.“
Knapp vier Jahre war Marco Sturm zunächst Co-Trainer bei den Los Angeles Kings. Die meiste Zeit konnte er von Todd McLellan (heute 57 und in Detroit) lernen. „Vor allem ihn auf der Bank zu verfolgen, war wichtig. Es geht nicht nur darum, die Reihen zu wechseln. Hinter allem steht ein Plan.“ Umgesetzt hat er die (Er-)Kenntnisse dann in drei Jahren im Farmteam Ontario Reign. Da war Sturm der Verantwortliche. „Ich konnte alles für mich persönlich testen“, sagt er.
Entgegen kommt ihm der Bedarf an einer neuen Trainer-Generation in der NHL. „Die ganz alte Tour funktioniert nicht mehr so“, blickt er auf die Haudegen, die die Kommunikation mit den Spielern knapp und schroff gestalteten. „Man will jetzt ein besseres Verhältnis zwischen Spielern und Trainer. Eine meiner Stärken ist es, die Spieler abzuholen, da habe ich eine gewisse Art und Weise, das bin einfach ich, das ist in mir, da muss ich mich nicht umstellen.“ Ebenfalls wichtig: „Ich bin schon so lange da, dass man mich gar nicht mehr als Europäer wahrnimmt.“ Von 2005 bis 10 war Sturm Spieler bei den Bruins. Europäische Trainer ohne Vorgeschichte in den USA und Kanada würden fast grundsätzlich nicht verpflichtet: „Das Risiko wäre zu groß. Wenn es nichts wird, hat der General Manager dem Besitzer des Clubs was zu erklären.“
Sturm fängt in Boston an, nachdem die Organisation eine schwache Saison, fernab der Playoff-Teilnahme, hatte. „Man hat hier immer versucht, den Stanley Cup zu gewinnen und darum Draft Picks und junge Spieler verloren. Deswegen schaut‘s bei uns mau aus.“ Es braucht einen Wiederaufbau, er wird ihn angehen. „Ich freue mich auf die Arbeit“, versichert er, „Boston ist eine schöne Stadt – und wenn wir gewinnen, eine überragende Stadt.“ GÜNTER KLEIN