Der Kalender der neuen Saison ist jetzt heraus – die Formel-1-Romantiker können erst mal aufatmen: Europa verliert kein Rennen. Der Grand Prix in Imola wird herausgenommen, aber dafür vom neuen Stadtrennen in Madrid ersetzt. Es bleibt dabei: Es gibt 24 Rennen, neun in Europa, sechs in Nord-, Mittel, -und Südamerika, vier in Asien, vier in arabischen Staaten und eines in Australien. Allein: Die Freude darüber, dass die Formel-1-Manager politischen und so genannten ethischen Werten Rechnung getragen haben, sind trügerisch. Die amerikanischen Vermarkter von Liberty werden weiterhin dem Götzen Geld folgen. Soll heißen: Wo das meiste Geld geboten wird, da geht die Formel 1 hin.
Länder wie Deutschland und Frankreich bleiben da auf der Strecke. Das ist auch gut so. Warum sollen sie ein Rennen subventionieren, für das Länder wie Saudi-Arabien bis zu 100 Millionen Dollar bieten? So wichtig ist der rasende PS-Zirkus den Entscheidern in Berlin und Paris wahrlich nicht, um sinnlos Geld aus dem Fenster zu werfen. Autokratisch geführte Staaten sehen das – natürlich – anders. Sie nehmen Geld in die Hand, um das perfekte Image zu bekommen. Moderatoren, die dem F1-Regime treu sind, vermitteln emsig den Eindruck, die Rennen in China, Saudi-Arabien und Co. dienten der Öffnung zu westlichen Werten.
Auch in Ruanda wird bald gerast
Europa wird langfristig auf der Strecke bleiben. Zandvoort und Spa sollen sich in Zukunft abwechseln, um Platz für neue Länder zu schaffen, welche die Formel 1 nutzen will, um sich moralisch reinzuwaschen. Ruanda will eine Strecke bauen lassen, um sich neu zu definieren. Der deutsche F1-Streckenbauer Herman Tilke ist schon involviert.
Wen wundert´s? Die Welt hat sich verändert, dabei war die Formel 1 mehr Wegbereiter des heutigen Zeitgeists als opportunistisch. Und sie ist gleichzeitig Beweis für die Veränderung. Wie groß war der politischen Applaus, als Ex-F1-Godfather Bernie Ecclestone 1986 seinen rasenden Zirkus in Budapest fahren ließ? Heute gilt der Große Preis von Ungarn als sicherstes europäisches Rennen. Leider aus anderen Gründen. Die Machthaber in Budapest, die größten Läuse im Pelz der EU, bezahlen weiter die geforderten zig Millionen an die amerikanischen Formel-1-Machthaber. Aus den gleichen Gründen wie die Saudis. Und alle schauen zu.