Zum Fußball-Fan geworden: Bill Murphy. © AFP
Die Club-WM startet am Samstag in Miami, doch er richtet seinen Blick auf das Endspiel: US-Politiker Phil Murphy, Gouverneur des Bundesstaats New Jersey, freut sich auf das Finale des Turniers – das in „seinem“ MetLife-Stadium von New York/New Jersey ausgetragen wird. Im Interview spricht er über seine Zeit als Fußballfan und US-Botschafter der Obama-Regierung in Deutschland sowie die Rolle Donald Trumps bei der Turniervergabe.
Gouverneur Phil Murphy, was erwarten Sie von der Club-WM?
Ich bin extrem gespannt auf das Turnier. Nächsten Samstag geht es in Miami los, mit Lionel Messi auf dem Platz. New Jersey hat allein fünf Vorrundenspiele, das erste ist am Sonntag mit Palmeiras aus Brasilien und Porto aus Portugal. Außerdem haben wir ein Viertelfinale, beide Halbfinals und das Endspiel. Das wird großartig!
Sie lebten in Ihrer Zeit als US-Botschafter der Obama-Regierung in Deutschland. Stimmt es, dass dort ihre Fußball-Leidenschaft begann?
Ich bin schon immer ein großer „Soccer“-Fan. Bereits als Kind war ich mit einer schottischen Familie befreundet, also haben wir die schottischen Spiele im Radio verfolgt. Später bin ich dann nach Frankfurt gezogen. Das war kurz nach dem WM-Titel 1990. Klinsmann, Matthäus, Völler: Ich wurde ein großer Fan dieser Mannschaft. Später kam ich als US-Botschafter nach Deutschland zurück, und meine ganze Familie wurde zu Fußballfans. Alle meine Kinder begannen, im Verein zu spielen. Mein ältester Sohn gewann später sogar eine Collage-Meisterschaft in den USA, und unserer Familie gehört inzwischen ein eigener Profi-Frauenverein: Gotham FC.
Wie unterscheidet sich die deutsche von der amerikanischen Fußballkultur?
Die Tradition ist natürlich größer in Europa und Deutschland. Bei der Club-WM sind Bayern München und Borussia Dortmund als deutsche Teams vertreten, die beide auf der ganzen Welt bekannt sind. In den USA sind wir von der europäischen Fußballkultur immer noch tief beeindruckt.
Nicht nur das Club-WM-Finale, auch das Endspiel der WM 2026 wird in New Jersey ausgetragen.
Das ist etwas Großes für uns. Das WM-Finale 2026 wird das meistgeschaute Event in der Geschichte der Menschheit werden. Wir erwarten drei Milliarden Zuschauer – und es wird in New Jersey stattfinden. Als Gouverneur gibt es nichts Schöneres. Wir sind unfassbar stolz darauf.
Wie kam das Finale nach New Jersey?
Es gab große Konkurrenz. Aber wir haben gute Beziehungen zur FIFA und zu Präsident Gianni Infantino, der ein großartiger Anführer ist. Unsere Diversität, die Spielorte und wahrscheinlich auch meine persönliche Leidenschaft zum Fußball hatten einen Anteil daran.
Kritiker werfen der Club-WM vor, nur ein neues Turnier zu sein, das aus rein kommerziellen Interessen heraus entstanden ist.
Das Turnier ist für Fans weltweit entstanden. Die Vereine kommen aus allen Kontinenten. Normalerweise spielen internationale Teams in den USA aus Werbegründen. Die Partien haben keinen sportlichen Wert. Jetzt haben sie einen. Die FIFA hat dafür sogar ein Extra-Transferfenster errichtet. Das zeigt, wie wichtig sie den Wettbewerb nimmt.
Also sehen Sie keine kritischen Aspekte?
Ich verstehe, dass es für die Spieler eine hohe Zusatzbelastung ist. Aber die FIFA und die Vereine werden dafür Lösungen finden – für die Fans ist es schlicht großartig.
Der FIFA wird Korruption vorgeworfen. Vor der Club-WM hat sie die Senderechte an DAZN verkauft, die eine Milliarde Dollar boten. DAZN verkaufte zuvor Anteile an Saudi-Arabien – und die FIFA vergab die WM 2034 an Saudi-Arabien.
Ich kann nichts über die Vergangenheit sagen, sondern nur über das, was ich jetzt sehe. Es gibt immer viele kritische Stimmen, die auch wir nicht ignorieren. Aber wir kümmern uns um die Ausrichtung dieses Turniers und haben in diesem Zuge erstklassige Verbindungen zur FIFA und Präsident Gianni Infantino. Ich kann nur positive Dinge sagen.
Sie haben die Bilder von Donald Trump und Gianni Infantino zusammen gesehen. Haben Sie die Sorge, dass er versucht das Turnier als „seines“ zu deklarieren?
Die USA hat die WM-Zusage in der ersten Amtszeit Donald Trumps bekommen. Er hat damals alle Verträge ausgehandelt und unterzeichnet und ist ein großer Unterstützer dieses Turniers. Hat man als Amtsinhaber das Recht, sich bei einem Turnier dieser Größe Lob einzuholen und auch etwas Scheinwerferlicht zu bekommen? Ja, ich glaube schon. Deshalb werfe ich ihm das nicht vor.
Die Gefahr des „Sportswashing“ sehen Sie nicht?
Wenn die erste Partie in New Jersey stattfindet, werde ich als Gouverneur New Jerseys auch bewusst im Mittelpunkt stehen. So funktioniert das Spiel.
Glauben Sie, dass die zwei großen Turniere die Kraft besitzen, das Land wieder etwas zu vereinen?
Ja. Vor allem die WM 2026 hat das Potenzial dazu. Sport hat eine vereinende Kraft. Dieser Sport kann die Nation für Generationen wieder näher zusammenbringen – das können wir gut gebrauchen.
INTERVIEW: V. TSCHIRPKE