Noch ein Strafpunkt und Verstappen muss ein Rennen zusehen. © Alonso/Imago
Montreal – Der nächste Fehler könnte für Max Verstappen Folgen haben. Eine Rennsperre bei einem weiteren Regelverstoß und der immer größer werdende Rückstand in der WM-Wertung setzen den Formel-1-Weltmeister vor dem Großen Preis von Kanada (Sonntag, 20 Uhr) unter Druck. Nach seinem Rammstoß-Ausraster zuletzt in Spanien steht der niederländische Red-Bull-Star in Montreal unter besonderer Beobachtung.
Aber ist das überhaupt realistisch? Schon 49 Punkte liegt der viermalige Champion hinter Spitzenreiter Oscar Piastri. Zwar sind erst neun von 24 Saisonläufen absolviert, doch die Tendenz ist klar. „Das ist ein sehr großer Rückstand“, schrieb Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko in seiner Kolumne für das Fachportal „speedweek.com“.
Aussichtslos wäre die Situation wohl, wenn der Gesamt-Dritte Verstappen gesperrt wird. Nach einer absichtlichen Frust-Kollision mit Mercedes-Fahrer George Russell hatte er in Spanien nicht nur eine schmerzliche Strafe kassiert, die ihn von einem möglichen Podestplatz noch auf den zehnten Platz zurückwarf. Der 27-Jährige bekam auch drei Strafpunkte in der Sünderkartei. Insgesamt hat er davon bereits elf, ein weiterer in Montreal hätte eine Sperre für den kommenden Großen Preis von Österreich zur Folge. „Es wäre eine Katastrophe, wenn er in Österreich nicht starten könnte“, schrieb Marko. Erst nach dem Grand Prix in der Steiermark fallen die ersten Strafpunkte weg und die Situation entspannt sich.
Es wird bereits spekuliert, wer Verstappens Cockpit in Spielberg oder in Silverstone übernehmen könnte, wenn er sich in eine der beiden Rennen noch eine Strafe einhandelt. Isack Hadjar vom Schwesterteam Racing Bulls könnte ein Kandidat sein, ebenso der von Red Bull dorthin degradierte Liam Lawson.
Verstappen dürfte clever genug sein, es nicht so weit kommen zu lassen. Einsicht nach seinem Ausraster zeigte der Dominator der vergangenen Jahre aber nur bedingt. Auch das ist typisch Verstappen. „Das nächste Mal bringe ich Taschentücher mit“, hatte er in Richtung des klagenden Briten Russell gesagt.
Verstappen ist gefrustet, weil sein Auto seit einem Jahr nicht mehr so funktioniert, wie er sich das wünscht. McLaren hat Red Bull überholt, Ferrari und Mercedes sind auch nicht weit weg. „Um in der Fahrer-WM den Titel zu holen, brauchen wir ein Auto, das auf allen Strecken wettbewerbsfähig ist, nicht nur auf spezifischen Kursen“, schrieb Marko.
Red Bull hatte es zuletzt nicht geschafft, in allen Bereichen zu überzeugen. Verstappen setzt auf sein Können. „Die Strecke ist einzigartig und bietet Überholmöglichkeiten“, sagte er und blickte auf seinen Vorjahres-Triumph zurück: „Ich hoffe, dass wir diese Woche eine positive Leistung zeigen.“DPA