Duell der Welten

von Redaktion

FCB gegen Auckland: Münchner treffen auf Halb-Profis mit Nebenjob

Der Trainingsplatz gleicht manchem Kreisligisten. © ACFC

Nach dem OFC-Champions-League-Triumph darf Auckland zur Club-WM. © Instagram

Orlando – Selten ließen sich die Gegensätze zweier Teams so deutlich ablesen: 5,2 Millionen Euro ist das Team des Auckland City Football Clubs wert, dem Gegner des FC Bayern bei dessen Auftaktspiel der Club-WM am Sonntag (18 Uhr deutsche Zeit/ DAZN und Sat. 1).

Zum Vergleich: Der Kader des deutschen Rekordmeisters hat einen Marktwert von 843,5 Millionen Euro – und erscheint im Vergleich zum kleinen neuseeländischen Club geradezu übermächtig. Denn der FCB-Gegner aus der Gruppe C (in der neben den Bayern und Auckland außerdem die Boca Juniors und Benfica Lissabon stehen) ist kein gewöhnlicher Verein: Ein Großteil seiner Spieler sind keine „richtigen“ Profis, sondern betreiben den Fußball nur als Nebenjob – und arbeiten den Rest der Zeit in einem anderen Beruf.

Mario Illich, Kapitän des Kiwi-Clubs, ist beispielsweise im Sales-Bereich des Getränke-Riesen Coca Cola angestellt. Tagsüber geht er einem klassischen „Nine-to-Five-Job“ nach, abends schnürt er dann viermal die Woche die Fußballschuhe. „Die meisten unserer Jungs besitzen einen gewöhnlichen Job. Nur manche studieren und können in Vollzeit trainieren“, erklärt Illich gegenüber unserer Zeitung. „Ich zum Beispiel bin heute um fünf Uhr am Morgen aufgestanden, führe aus dem Auto heraus um kurz vor neun Uhr ein Interview und gehe dann meiner Arbeit bei Coca-Cola nach.“

Zu den festen Ritualen des Vereins gehört es, als Mannschaft immer Donnerstagabends zusammen Abend zu essen. Das Stadion hat nur eine Kapazität von 3000 Zuschauern, die Tribüne ist in klassisch neuseeländischer Architektur nah ans Spielfeld gebaut. Trotzdem hat sich der semi-professionelle Verein für die Club-WM qualifiziert, indem er in den letzten zehn Jahren ganze fünfmal die OFC Champions League gewonnen hat, dem Pendant zur europäischen Königsklasse. Das Erfolgsgeheimnis von Auckland? Der Teamspirit! „Einige meiner Teamkollegen sind zugleich einige meiner besten Freunde. Wir lieben es, zum Training zu gehen, miteinander in Kontakt zu sein und an den Wochenenden gemeinsam für den Sieg zu kämpfen“, berichtet Illich. „Wir haben einen großen Zusammenhalt in der Mannschaft, und das spiegelt sich hoffentlich auch bei der Club-WM wider.“

Trotzdem macht sich der Kapitän keine großen Hoffnungen auf ein Weiterkommen. „Wir machen uns natürlich keine Illusionen darüber, wie schwierig es werden wird. Wir sind ein Amateur-Team, so ehrlich muss man das sagen. Gleichzeitig treffen wir mit dem FC Bayern auf einen Club, der wahrscheinlich zu den fünf besten der Welt zählt.“ Auch Boca und Lissabon seien im Gegensatz zu Auckland „absolute Top-Teams.“

Und: Auch wenn es für den kleinen Verein eine einmalige Gelegenheit ist, sich auf der Weltbühne zu präsentieren, sind mit der Club-WM-Teilnahme einige Schwierigkeiten verbunden. Eben weil die Spieler anderweitig berufstätig sind, mussten sie sich teils unbezahlten Sonderurlaub von ihrem Arbeitgeber genehmigen lassen. Und weil die neuseeländische Liga im Gegensatz zu den meisten europäischen Ligen eine strengere Regel für Solidaritätszahlungen hat, muss Auckland die im Vergleich zu Bayern oder Real Madrid geringere Antrittsprämie fast vollständig mit den anderen Clubs der neuseeländischen Liga teilen. Wenn man Glück habe, komme man am Ende des Turniers bei Null raus und müsse nicht draufzahlen – ein krasser Unterschied im Vergleich zu den anderen Teilnehmern.

Beim FC Bayern will man den Gegner nicht auf die leichte Schulter nehmen. Manuel Neuer betonte zuletzt: „Wir werden ganz genau schauen, was unsere Gegner in der vorherigen Saison gemacht und wie sie gespielt haben. Dementsprechend wird die Vorbereitung wie bei jedem Pflichtspiel sein, vielleicht ein bisschen länger, weil wir die Mannschaften nicht so kennen“, sagte der Keeper: „Es ist bei so einem Turnier immer sehr wichtig, das erste Spiel erfolgreich zu bestreiten. Wir wollen gut reinkommen.“V. TSCHIRPKE

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