Orlando – Zum Glück nimmt Max Eberl den Stress mit Humor. Der Sportvorstand hat mit zahlreichen Ein- und Verkaufszielen auch während der Club-WM in den USA ordentlich zu tun – und dazu kommt die sechs bis siebenstündige Zeitverschiebung, mit der Eberl bei seinen Telefonaten zu Vereinen und Beratern in Europa umgehen muss. „Das ist nicht schlimm. Ich gewöhne mich gar nicht an die Zeit hier – und gegen Boca schlafe ich dann wahrscheinlich ein!“, antwortete er am Donnerstag mit einem Lachen auf die Frage, ob er deshalb schlaflose Nächte fürchtet.
Tatsächlich wirkte Eberl optimistisch und voller Vorfreude, als er auf der Pressekonferenz im „Four Seasons Resort“ von Orlando über die anstehenden Wochen sprach. „Wenn das Turnier losgeht und man alle drei, vier Tage ein Spiel hat – das ist geil.“
Auf den Sportvorstand warten aber ebenso anspruchsvolle Wochen, der Aufenthalt in den USA wird für ihn dabei zu einem regelrechten Transferpuzzle: Durch die Abgänge von Leroy Sané und Thomas Müller muss der FCB gleich zwei Offensivspieler ersetzten. Zwar spart man in beiden Fällen viel Gehalt, beide Spieler generierten durch ihre ausgelaufenen Verträge aber keine Ablösen – die für etwaige Neuverpflichtungen wichtig sind. „Wir haben immer gesagt, dass wir auf Transfereinnahmen angewiesen sind. Die versuchen wir zu erzielen. Natürlich sind Gehälter eine Möglichkeit – und wir haben einen klaren Plan, wie wir Dinge umsetzen wollen. Dafür ist aber noch einiges zu tun.“
Eine Möglichkeit wäre ein Verkauf von Mathys Tel, der zuletzt an Tottenham Hotspur ausgeliehen war und derzeit bei der U21-EM statt der Club-WM aufläuft. „Wir reden mit Tottenham – das ist auch kein Geheimnis. Und dann schauen wir mal, was dabei rauskommt“, erklärte Eberl vielsagend. Konkreter wurde er bei Bryan Zaragoza, der zuletzt an Osasuna verliehen war und nicht mit in die USA gereist ist: „Wir sind offen für einen Transfer. Er gibt Interessenten.“
Auch über einen Abgang von Kingsley Coman wurde zuletzt immer wieder spekuliert: „King ist ein wichtiger Spieler, der über Jahre bei Bayern sehr Großes geleistet hat. Er ist körperlich im guten Zustand und er trägt hoffentlich dazu bei, dass wir bei der Club-WM erfolgreich sind. Darüber sind wir sehr glücklich und dann schauen wir, was passiert.“ Den Namen Nico Williams, der als Transferziel Nummer eins gilt, wollte er jedoch nicht kommentieren: „So viele Namen, so viele Namen.“
Doch neben all den Themen im Angriff bleibt auch die Abwehr des FCB ein spannendes Thema. Mit Upamecano („die Gespräche laufen“) will man verlängern, Neuzugang Jonathan Tah ist seit Donnerstag in Orlando. Und Minjae Kim? „Er quält sich ein bisschen mit seiner Achillessehne. Er wird die Tage aber auch wieder richtig im Training dazustoßen. Dann hast du einen Konkurrenzkampf“, erklärte Eberl. „Wir sind dann sehr gut aufgestellt, was die Defensive betrifft. Und dann muss sich Minjae durchbeißen.“
Bei Sacha Boey ließ er dagegen – zumindest zwischen den Zeilen – einen Abschied durchschimmern: „Drei Rechtsverteidiger sind schon ein Luxus.“V. TSCHIRPKE