Keine Experimente: Kompany ließ seine beste Elf starten.
Topleistung: Sacha Boey und die restliche Bayern-Mannschaft hatte Lust. © Buell/AFP (2), Imago (2)
Begeisterung? Das Spiel der Bayern war nicht ausverkauft.
Doppelpack: Müller traf zweimal. © Buell/AFP, Imago
Cincinnati – Welcome to America: Das TQL-Stadium in Cincinnati zählt mit einem Fassungsvermögen von 26 000 Plätzen zu den kleineren Arenen bei der Club-WM in den USA – und trotzdem blieben beim 10:0 (6:0) des FC Bayern gegen den neuseeländischen Vertreter Auckland City ganze Zuschauerblöcke leer. Kurios: Die offizielle Zuschauerzahl wurde mit 21 152 recht hoch angegeben.
„Ich fand die Atmosphäre im Stadion gut. Ich hatte das Gefühl, während des Spiels kamen immer mehr Zuschauer. Am Ende waren es dann knapp 22 000. In einem wunderschönen Stadion, das muss man sagen“, meinte Sportvorstand Max Eberl – und Mittelfeldspieler Aleksandar Pavlovic ergänzte: „Es war etwas Neues, mittags zu spielen. Es war ein bisschen wie ein Jugendspiel früher. Aber man muss jede Situation annehmen“, meinte Aleksandar Pavlovic zur amerikanischen Atmosphäre.
Dass sich das Interesse am Stadionerlebnis derart in Grenzen hielt, ärgerte die FIFA-Verantwortlichen zwar, war im Nachhinein aber verständlich. Denn: Für den deutschen Rekordmeister war der WM-Auftakt nicht mehr als ein lockeres Trainingsspiel. Gerade einmal sechs Minuten waren gespielt, als Kingsley Coman Historisches gelang: Der Franzose erzielte nach einem Eckball per Kopf den ersten Treffer im (neuen) laufenden Wettbewerb.
Mit einem Doppelschlag innerhalb von 180 Sekunden erhöhten die Münchner auf 4:0: Erst traf Sacha Boey (20. Minute) nach einer Kopfball-Vorlage von Coman vom rechten Fünfereck, danach vollstreckte Michael Olise ebenfalls aus kurzer Distanz (20.) und den Schlusspunkt dieser Drei-Minuten-Offensive setzte der King mit einer sehenswerten Einzelaktion (21.). Für den 6:0-Paustenstand sorgten Müller (45.) und erneut Olise (45.+3). Der Franzose wurde übrigens zum „Man of the match“ gewählt.
Nach dem Seitenwechsel sollte die bayerische Lust am Schützenfest nicht abreißen: Daran hatte vor allem der eingewechselte Jamal Musiala bei seinem Comeback nach überstandenem Muskelbündelriss einen großen Anteil: Der Ausnahmedribbler erzielte gleich mal einen Hattrick (68., 73./Foulelfmeter und 84.), den Schlusspunkt setzte Routinier Müller.
„Wir haben ein gutes und seriöses Spiel gemacht, waren intensiv – nach jedem Tor wollten wir das nächste. Wir haben diesen so hohen Sieg verdient“, meinte der Ur-Bayer und blickte schon voller Vorfreude auf die anstehenden Partien voraus: „Wir hatten heute trotz der Hitze Spaß, das Stadion war gut, der Platz war super. So müssen wir weitermachen und die Leistung von heute in die nächsten Spiele mitnehmen.“
An dieser Seriosität hatte auch Bayern-Trainer Vincent Kompany hatte eine nicht unerheblichen Anteil. Der belgische Fußballlehrer hatte im Vorfeld mehrfach betont, dass er selbst einen krassen Außenseiter wie Auckland ernst nehmen würde. Kompany ließ seinen Worten taten Folgen und verzichtete auf Startelf-Experimente. Abgesehen von Lennart Karl (17) und Adam Aznou (19) kam an diesem Tag kein Youngster aus dem Nachwuchsbereich zum Einsatz. Stattdessen bot Kompany große Namen wie Harry Kane auf und wurde von seinen Spielern – Format übergreifend – mit dem höchsten Sieg in der Geschichte der Club-WM belohnt.
„Vielleicht ist die Tordifferenz in dieser Gruppe auch nicht unwichtig. Wir haben vorher schon gesagt, dass es vermutlich vor allem um die offensive Durchschlagskraft gehen wird. Wenn eine Mannschaft tief steht und gut verteidigt, ist es nicht selbstverständlich, dass man zehn Tore schießt“, lautete das Fazit von Kompany.
Der Bayern-Trainer wollte den Sieg freilich nicht zu hoch hängen und blickte bereits auf die nächste Partie gegen den argentinischen Verein Boca Juniors in der Nacht von Freitag auf Samstag: „Das wird der Höhepunkt der Gruppenphase. Ein Traditionsverein aus Europa gegen einen Traditionsverein aus Südamerika. Es wird etwas Besonderes.“M. BONKE, V. TSCHIRPKE