ZUM TAGE

Beide Optionen haben Sprengkraft

von Redaktion

Watzkes Machtkampf beim BVB

Um sich auf die Reise in die USA einzustimmen, hat Borussia Dortmund nichts dem Zufall überlassen. Am Tag vor der Abreise zur Club-WM, die für das Team von Niko Kovac an diesem Dienstag mit der Partie gegen Fluminense startet, war für Königstransfer Jobe Bellingham und seine neuen Kollegen erst um 3 Uhr morgens Zapfenstreich. Alles gegen den drohenden Jetlag, alles klar geregelt. So ganz anders als das, was hinter den Kulissen der Schwarz-Gelben passiert.

In den USA war es eine Randnotiz. Aber die Nachricht, die zum Wochenstart in Deutschland gestreut wurde, wird den Verein deutlich länger und heftiger beschäftigen als all die Partien, die in den kommenden Wochen in Amerika warten. Mit der Aussage von Hans-Joachim Watzke, sich „in der Sommerpause Gedanken darüber zu machen“, ob er nach seinem Ausstieg als Geschäftsführer als Präsident kandidieren „möchte“, ist der BVB-Machtkampf eröffnet. Sagt er Ja, wird es zum (wohl nicht allzu friedlichen) Rennen mit Amtsinhaber Reinhold Lunow kommen. Sagt er Nein, hat er sich vom Aufstieg auf das schon gesattelte Ross abhalten lassen und hinterlässt seinen Verein einem Mann, der so ganz anders denkt als er selbst.

Es ist nur logisch, dass beide Optionen Watzke nicht schmecken. Denn auch wenn es jetzt erst öffentlich ausgesprochen wurde: Es hatte sich seit seiner Abschieds-Ankündigung jeder darauf eingestellt, dass er Dortmund in anderer Position erhalten bleiben würde. Dass Lunow sich über das vor drei Jahren geschlossene „Gentlemen‘s agreement“ hinwegsetzt und seinen Platz nicht freiwillig räumt, kommt einer Kampfansage gleich. Lunow, Kritiker des von Watzke geschlossenen Rheinmetall-Deals, will einen Kulturwandel – und hat sich die Gunst der Anti-Watzke-Fraktion gesichert. Da meint es jemand ernst.

Man stelle sich das Szenario mal in München vor. Franz Beckenbauer gegen Uli Hoeneß, Karl Hopfner gegen Uli Hoeneß: Gelegenheiten hätte es auch beim FC Bayern genug gegeben, dem verdientesten Mann Steine in den Weg zu legen. Dass es niemand getan hat, war jedoch die richtige Entscheidung. Es gibt Macher, die das Bild eines Vereins mehr prägen als alle anderen, man darf sie nicht auf einen Schlag verlieren. Was allerdings nicht heißt, dass Watzke Hoeneß‘ Weg 1:1 kopieren muss. Zum Präsidenten wurde der vor 16 Jahren gewählt – bis heute gibt er den Ton an der Säbener Straße an.

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