Trauer um Wilfried Jendreizik

von Redaktion

Nachruf auf unseren ehemaligen Sportredakteur: Rummenigges Gegenspieler

Wilfried Jendreizik wurde 73 Jahre alt.

München – Immer wieder mal erreichten uns in der Redaktion Neuigkeiten über unseren ehemaligen Kollegen Wilfried Jendreizik. Und die klangen gut: Ein Rentner, der nach der Zeit im Journalistenberuf sein Leben neu gestaltete. Mit Golf spielen, mit Urlaub in Australien. Umso trauriger war, was wir am gestrigen Montag erfuhren: Wilfried, der über viele Jahre den Lokalsport im Münchner Merkur verantwortete – bisweilen der schreiberische Talentschuppen einer Zeitung – ist verstorben. Er wurde 73 Jahre alt.

Wilfried Jendreizik war mit Sicherheit der beste Fußballer, der jemals eine Redakteursstelle im Merkur-Sport besetzte. Er stammte aus dem westfälischen Ahlen, unweit von Lippstadt, Herkunftsort von Karl-Heinz Rummenigge. Und tatsächlich: Der spätere Bayern-Weltstar und unser Wilfried, auch er ein Torjäger, hatten im hochklassigen Amateurfußball häufig gegeneinander gespielt. Wann immer jemand aus der Redaktion einen Interviewtermin beim Bayern-Boss an der Säbener Straße hatte, bekam er „schöne Grüße an Kalle“ mit auf den Weg. Ein anderer alter Bekannter von ihm war Heribert Bruchhagen, auch er zu Wilfrieds Zeit auf den westfälischen Plätzen unterwegs. Am liebsten schrieb er aber über Golf.

Wilfried Jendreizik stand für eine Zeit, in der Redaktionen auch noch ein bisschen wie Familien lebten. In denen es reichlichen Austausch über Persönliches gab. Sein Tag begann damit, dass er vom auf der Straße getragenen Schuhwerk in die Büro-Schlappen wechselte – eine Eigenart, an die sich die nachfolgende Generation Sneaker erst gewöhnen musste. Seine warmherzigen Erzählungen über Ehefrau Gitti (die viel zu früh starb) gehörten ebenso zum Alltag wie die westfälisch-knorrige Vergabe der Wochenend-Termine an die freien Mitarbeiter. Und seine beißende Kritik, wenn die Redaktionsabläufe hakten.

Wenn heute die Technik mal zickt, fragen sich die verbliebenen Älteren: „Was würde Wilfried dazu sagen?“ Und das wird so bleiben.GÜK

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