Eine von vielen Rangeleien des hitzigen 2:2. © IMAGO
Musste einstecken: Benficas Evangilos bekam die Wucht der Boca Juniors zu spüren. © IMAGO
Eine von drei Roten Karten: Bocas Figal. © IMAGO
Da sah es noch nach einem Sieg aus: Die Boca Juniors gingen gegen Benfica in Führung, am Ende aber stand es 2:2. Das Remis bedeutet für die Bayern, dass am Freitag der Einzug ins Achtelfinale perfekt gemacht werden kann. © IMAGO/Li Ming
Orlando – Diese Vorlage konnte Thomas Müller einfach nicht auslassen: „Da haben wir richtig Boc(k)a“, antwortete die Münchner Vereinslegende nach dem 10:0 gegen Auckland City lachend auf die Frage, ob man sich jetzt schon auf die Boca Juniors freue. Der Witz sei wie eine Vorlage für einen Schuss „ohne Torwart“ gewesen, scherzte Müller – und erklärte gleich danach, wieso der Bock auf Boca so groß ist: „In Miami gegen die Boca Juniors zu spielen: Da wird die Stimmung noch aufgeheizter und noch interessanter sein. Ich freue mich drauf – und den Rest werden wir sehen.“
Ein großes Stück des „Rests“ war bereits am Montagabend zu sehen. Denn die Bayern durften sich beim 2:2 von Boca gegen Benfica Lissabon in all ihren Vorahnungen bestätigt fühlen. Eine hitzige Angelegenheit war die Partie vor 55 574 Zuschauern in Miami, neben vier Treffern war sie geprägt von drei Roten Karten und etlichen wilden Szenen. Boca verspielte einen Zwei-Tore-Vorsprung, auf der Bank verlor Ander Herrera die Nerven. Ein Mann im Security-Shirt musste den verletzt ausgewechselten Profi zurückhalten, Rot sah er später trotzdem. Genau wie Teamkollege Nicolas Figal.
Beide werden am Freitagabend (3 Uhr MESZ/Sat.1 und DAZN) gesperrt fehlt. Trotzdem darf sich das Team von Vincent Kompany auf einen wilden Ritt einstellen. Was die Bayern aber nach dem Videostudium im knapp 400 Kilometer entfernten Orlando auch wissen: dass sie bereits im zweiten Spiel der Gruppe C den Einzug ins Achtelfinale perfekt machen können. Wenn man denn gegen Kampfgeist auf und neben dem Platz besteht.
Sportlich ist der zweite Gegner wohl eher als Nummer drei der Gruppe einzuordnen, der leidenschaftliche zwölfte Mann aber kann den Unterschied machen. Schließlich leben zehntausende Südamerikaner in Miami und drücken der argentinischen Spitzenmannschaft die Daumen. Die Atmosphäre wird anders sein als beim Auftakt in Cincinnati, deshalb blickt auch Vincent Kompany mit besonders großer Vorfreude auf die Partie: „Das nächste Spiel gegen Boca Juniors wird das Highlight der Gruppenphase. Es ist ein echtes Klassiker-Duell – ein traditioneller europäischer Spitzenclub trifft auf einen legendären Verein aus Südamerika“, geriet der Coach ins Schwärmen. „Selbst wenn ich nicht Trainer von Bayern wäre, würde ich dieses Spiel unbedingt sehen wollen. Es verspricht, etwas ganz Besonderes zu werden.“
Doch nicht nur die Bayern freuen sich auf das Spiel, auch aus FIFA-Sicht nimmt die Partie eine enorm wichtige Rolle ein. Nachdem das Auftaktspiel des Turniers in Miami genauso wie die erste Partie der Münchner in Cincinnati für wenig Begeisterung sorgte, soll das Duell zwischen Boca und Bayern in der Florida-Metropole endlich ein echter Kassenschlager werden – sowohl durch eine gute TV-Quote, als auch die Anhänger vor Ort. Der Verband hofft dabei vor allem auf die zahlreichen Latino-Fans in Miami – die schon mehrfach als „Seele des Turniers“ bezeichnet wurden.
Passend dazu: Im Vergleich zur Partie der Bayern gegen Auckland, wo noch Stunden vor Anpfiff tausende Tickets erhältlich waren und die Stadionkapazität zu gerade mal zwei Dritteln ausgelastet war, gibt es für das Spiel in Miami nur noch wenige Tickets. Bayern-Fans in den USA könnten also zuschlagen und den Rekordmeister live bejubeln – müssen aber 120 Dollar auf den Tisch legen.
Max Eberl freut sich auf das „Spiel auf einem anderen Niveau, gegen die Zuschauer, in einem tollen Stadion“. Und auch Boca ist heiß – schließlich sehen die Südamerikaner diese WM als Mission. Gegen die Bayern geht es bereits um alles. Das darf man durchaus als Warnung verstehen. V. TSCHIRPKE, H. RAIF