„Immer weitermachen“ rät Pavlovic. © IMAGO/Goldberg
Keine Lust mehr auf Bank: Tel verließ die Bayern. © IMAGO/Feil
Selbstbewusst, mutig, rotzfrech: Lennart Karl beeindruckte bei seinem Debüt am Sonntag gegen Auckland. © IMAGO/Roncoroni
Orlando – Neben dem Rekordergebnis hatte das 10:0 der Bayern gegen Auckland City beim Club-WM-Auftaktspiel noch etwas erfreuliches: Lennart Karl feierte sein Profi-Debüt und durfte gegen die Neuseeländer für die gesamte zweite Halbzeit ran. Dabei überzeugte der Youngster mit starken Dribblings und viel Offensivdrang – wofür er Lob von Vincent Kompany bekam: „Lenny hat die Fähigkeit, im letzten Drittel des Spielfelds für Gefahr zu sorgen. Das ist seine große Stärke“, sagte der Trainer: „Er hatte gute Situationen. Es ist gut für ihn und für den FC Bayern, dass er sein Debüt gegeben hat.“
Etwas weniger Spielzeit, aber immerhin auch einen Einsatz, bekam Adam Aznou, der in der 82. Minute eingewechselt wurde. Beide Spieler gelten als große Talente, die mittel- und langfristig den Durchbruch beim deutschen Rekordmeister schaffen sollen – und damit die weiter dringend geforderten Verstärkungen sein sollen, die vom FC Bayern gefördert anstatt teuer eingekauft werden.
Schließlich hat sich die Situation für Bayern im 21. Jahrhundert verändert: War es früher selbstverständlich, dass die besten (deutschen) Spieler wie automatisch zu den Münchnern wechseln, hat der FCB inzwischen eine Vielzahl an internationaler Konkurrenz, die oft mehr Geld bieten kann oder den Spielern eine glamourösere Perspektive in der spanischen Liga oder der Premier League aufzeigt. Das bewies der Korb von Florian Wirtz, genauso wie die sich andeutende Absage von Nico Williams.
Was ist also die Lösung, um auch in Zukunft eine schlagfertige Truppe zu haben? Neben teuren Statement-Transfers sollen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs den Durchbruch schaffen oder Talente noch im frühen Alter verpflichtet und an die Stammelf herangeführt werden. Genau das gelang den Münchnern bei Jamal Musiala oder Aleksandar Pavlovic mit Bravour – bei Gabriel Vidovic, Mathys Tel und anderen (siehe Kasten links) ist dieses Vorhaben zuletzt allerdings gescheitert.
Obwohl der talentierte Angreifer zunächst starke Leistungen als Joker zeigte, gelang ihm nie der endgültige Durchbruch. Josip Stanisic, der in der vorherigen Saison selbst für ein Jahr nach Leverkusen verliehen wurde, erklärt die Problematik für junge Spieler so: „Es ist sehr schwer. Der FC Bayern ist einer der besten Vereine der Welt. Da kriegt man nicht viele Chancen – und die, die man hat, muss man einfach nutzen“, beschreibt der Verteidiger Fluch und Segen des Rekordmeisters. Eben weil der Verein und der Kader so stark sind, haben es junge Spieler schwerer als bei anderen Clubs – trotzdem ist auch der FC Bayern langfristig auf ein durchlässigeres System zwischen Nachwuchs und Profis angewiesen.
„Wenn man jünger ist, muss man einfach viel besser sein als derjenige, der schon länger da ist, um die Chance über viele Spiele hinweg zu bekommen. Es ist schwer, seine Qualitäten in einem oder zwei Spielen zu zeigen oder wenn man eingewechselt wird.“ Immerhin: In Karl steht nun ein nächster Kandidat in den Startlöchern. Damit es bei ihm klappt, hat Erfolgsbeispiel Aleksandar Pavlovic einen einfachen Rat: „Immer weitermachen und nicht ausruhen!“ VINZENT TSCHIRPKE