Mit Oldie-Power zum Titel

von Redaktion

Bayern-Baskets gegen Ulm, das ist auch ein Duell Erfahrung gegen Talent

Über den Dingen: Lucic (Mitte) war im ersten Finale einer der stärksten Münchner. © IMAGO

München – Zumindest ein bisschen Grund zum Feiern hatten die Basketballer des FC Bayern zu Wochenbeginn schon. Vladimir Lucic hatte am Dienstag Geburtstag. Nach dem gemeinsamen Essen gab es eine Torte vom Verein. Stolze 36 ist Lucic nun alt, der Kapitän, der sein Engagement in München kürzlich um gleich zwei weitere Jahre verlängerte.

Wer ihn im Sonntag beim ersten Finale im SAP Garden erlebt hat, der dürfte das nicht weiter hinterfragen. Lucic schuftete gut 27 Minuten lang an beiden Seiten des Feldes. Zehn Punkte und elf Rebounds standen am Ende für ihn in der Statistik. Ein Double-double also, wie es die Basketballer gerne nennen, wenn ein Spieler zweistellige Werte in zwei statistischen Kriterien erreicht.

Und doch stand Lucic nach diesem 82:66 im ersten Finale ein bisschen im Schatten. Weil in den Schlussminuten zwei andere das Spiel an sich gerissen hatten. Andi Obst und Shabazz Napier hatten sich gegen die unbequemen Ulmer lange gequält. Als es am wichtigsten war, versenkten beide zusammen gleich fünf Dreier und ließen den Herausforderer regelrecht kollabieren. Napier quittierte es mit einem feinen Lächeln: „Du weißt, irgendwann kommt der Moment, an dem es clickt.“

1:0 also für die Bayern in dieser Finalserie, die am Mittwoch (20 Uhr) in Ulm in die zweite Runde geht. 1:0 aber auch im Duell Erfahrung gegen aufstrebendes Talent, wie man diese Finalpartie auch überschreiben könnte. Auch wenn die, durch die eigene Clubführung unfreiwillig zu Hauptpersonen gemachten NBA-Entdeckungen Ben Sarraf und Noa Essengue im heißen Spiel untergingen – Ulm punktet durch Physis und jugendliche Frische. Ex-Bayer Karim Jallow ist mit 28 im schwäbischen Kader schon einer der Veteranen. Ganz anders die Bayern, deren Profis in ihren Karrieren schon durch unzählige Herausforderungen gingen.

Napier will nicht unbedingt vom Alter sprechen. „Auf dem Feld sehe ich kein Alter“, sagte er, „und ich denke, auch meine Gegenspieler sehen Shabazz und nicht den 33-Jährigen.“ Aber natürlich gibt es in großen Spielen Momente, in denen Erfahrung hilfreich ist. Nicht zuletzt auch in der Euroleague haben die Bayern viele Spiele knapp, erst in der sogenannten Crunch time gewonnen. Und oft waren es Spieler wie Lucic an der Freiwurf- oder Napier von der Dreierlinie, die diese Partien entschieden. Obst nicht zu vergessen. Der Weltmeister hatte zuletzt in seiner Spezialdisziplin Distanzwurf zwar eher geschwächelt und reichlich „Fahrkarten“ geworfen. Seinen Trainer Gordon Herbert interessierte das wenig: „Mich würde das nur beunruhigen, wenn er aufhören würde, zu werfen.“ Tat Obst nicht und traf von seinen sieben Versuchen im ersten Finale deren fünf. Ein Statement von dem Mann, den viele als besten Werfer Europas sehen.

Ok, die Serie zieht nun nach Ulm um. In der hitzigen Atmosphäre der Arena in Neu-Ulm war der Hauptrunden-Zweite zumindest in der BBL in diesem Jahr bislang nicht zu schlagen. 15 Spiele, 15 Siege – das war die Bilanz in der Hauptrunde. Und auch in den Playoffs gewannen die Uuuulmer, wie sich der Meister von 2023 gerne nennt, alle fünf Spiele. Würzburg war im ersten Halbfinale nahe dran und verlor doch nach Verlängerung. „Die Fans werden ihnen sicher Energie geben, so wie uns der SAP Garden Energie gegeben hat“, sagte Shabazz Napier. Doch man ahnt: Bleibt die Partie erneut bis in die Schlussphase eng, dann sind die Bayern im Vorteil.

Der US-Regisseur will die Chance nutzen, wenn sie sich bietet. Man hat ja hohe Ziele: Wir wollen eine Trophäe stemmen“. PATRICK REICHELT

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