Aufgebracht: Herrera (li.) ging auf den Schiri los. © AFP
Die argentinischen Fans machten den Miami Beach zum Boca Beach. © Insta, Mullan/AFP
Ihr Spiel ist pure Emotion: Rodrigo Battaglia (l.) feierte mit seinen Boca- Kollegen die 2:0-Führung gegen Benfica. Allerdings: Sie hielt nicht. © AFP/Patricia De Melo Moreira
Orlando – Wer das Spiel der Boca Juniors gegen Benfica Lissabon (2:2) gesehen hat, hat schnell gemerkt, dass den FC Bayern am Samstag (3 Uhr morgens deutscher Zeit, Sat.1, DAZN ) ein anderes Kaliber erwartet. Das argentinische Spitzenteam führte gegen den portugiesischen Topclub mit 2:0, nach einem strittigen Elfmeterpfiff entstand dann das Chaos: Ex-Manchester-United-Profi Ander Herrera ging auf den Schiedsirchter César Arturo Ramos Palazuelos los und konnte nur mit Mühe von einem Sicherheitsmann ferngehalten werden, die Bilder des Wutanfalls gingen um die Welt. Herrera wurde vom Platz gestellt, anschließend entwickelte sich ein regelrechtes Kartenfestival: Insgesamt standen am Ende 22 Fouls und drei Rote Karten zu Buche – und die Boca Juniors verspielten ihren Sieg.
Diese 90 Minuten stehen sinnbildlich für die Stärken und Schwächen der Boca Juniors: Mit Leidenschaft und Kampfgeist sind die Argentinier in der Lage, auch europäische Spitzenmannschaften an den Rande einer Niederlage zu bringen – mit ihrem heißblütigen Temperament aber auch immer für Skandalspiele gut.
Für das zweite Gruppenspiel droht dem FC Bayern also eine extrem hitzige Atmosphäre – auf und neben dem Platz: Die Defensivspieler der Boca sind für ihre extrem harte Gangart bekannt, Innenverteidiger Lautaro Di Lollo sagte vor dem Turnier über das Duell mit den Bayern: „Harry Kane ist ein großartiger Spieler auf Weltklasseniveau, aber hey, wir werden alles geben“, und ergänzte martialisch: „Ich werde ihn töten!“
Vorne fehlt den Argentinien aber ein Schlüsselspieler: Edinson Cavani droht nach einer nicht auskurierten Wadenverletzung auch gegen die Bayern auszufallen. Der „Matador“ schockte den deutschen Rekordmeister bereits beim 3:0-Sieg mit Paris Saint-Germain in der Saison 2017/18: Damals traf der Urugayer, im Anschluss wurde der damalige Coach Carlo Ancelotti entlassen. Trotz des möglichen Cavani-Ausfalls sind die Bayern gewarnt: „Wir erwarten auf alle Fälle eine gute Atmosphäre. Wir haben mitbekommen, wie das Spiel gegen Benfica gelaufen ist“, sagte Manuel Neuer vor der Partie den FCB-Vereinsmedien. „Daher ist es wichtig, dass wir bei uns bleiben, dass wir cool bleiben und uns auf unsere Stärken konzentrieren.“
Neben dem Platz gehen die Boca-Fans ebenso forsch vor: Vor der Partie gegen Benfica, die ebenfalls in Miami stattfand, kaperten die leidenschaftlichen Fans bereits die Stadt und tauchten den Strand und ganze Supermärke in die blau-gelben Vereinsfarben. Der FIFA-Präsident schrieb auf Instagram. „Der Fußball ist endlich in den USA angekommen!“
Logisch, dass daher auch der Respekt beim FC Bayern groß ist: Vincent Kompany schwärmte mit Blick auf das Boca-Duell zuletzt vom „Highlight der Gruppenphase“, zollte dem Gegner aber auch auf andere Art Respekt. Nach dem 10:0-Sieg gegen Auckland erklärte er, wie wichtig der Erfolg für die Tordifferenz war – im Wissen, dass man gegen die Boca Juniors genau wie Benfica Lissabon durchaus verlieren kann. VINZENT TSCHIRPKE