Thomas Bach war stets umstritten. © IMAGO/Andrea Staccioli
München – An diesen Moment am Frühstückstisch erinnert sich die künftige IOC-Präsidentin Kirsty Coventry noch genau. „Mein Mann kicherte beim Lesen der Schlagzeilen und fragte mich: Ist dir klar, dass du jetzt die mächtigste Frau des Sports bist? Ich sagte: Wovon sprichst du?“, erzählt die 41-Jährige aus Simbabwe, die am Montag Thomas Bach an der Spitze des Internationalen Olympischen Komitees ablösen wird. Coventry wird die Dachorganisation als erste Frau führen und als erste Afrikanerin.
Um Macht an sich sei es bei ihrer nun gekrönten Laufbahn als Funktionärin nie gegangen, versichert die einstige Weltklasse-Schwimmerin. „So bin ich nicht. Es ging mir nicht um den Titel. Das hat mich nicht dazu gebracht, das zu machen“, sagt Coventry.
In einer 75-minütigen Zeremonie im IOC-Hauptquartier in Lausanne wird sie am Montagmittag formell die Geschäfte von Bach übernehmen. Der Unterfranke verlässt den Posten nach zwölf Jahren am Ende seiner zweiten Amtszeit. Coventry war unter den sieben Bewerbern seine Wunsch-Nachfolgerin. Den Verdacht, Bach habe sich vor der Wahl unzulässig für Coventry eingesetzt, weist das IOC mit Verweis auf nicht vorliegende Beschwerden bei der Ethikkommission zurück. „Sie ist tief in den olympischen Werten verwurzelt. Ich weiß das IOC in den bestmöglichen Händen“, sagt der 71-Jährige.
In den drei Monaten seit der Wahl von Coventry in einem griechischen Edelressort haben Bach und die IOC-Spitzen der neuen Chefin den Weg bereitet. „Das war sehr hilfreich“, beteuerte die zweimalige Olympiasiegerin. Jeden mitnehmen, jeden anhören – diesen Politikansatz beschreibt Coventry immer wieder für sich. Die Ubuntu-Philosophie aus dem südlichen Afrika nennt sie als ihr Lebensmotto: Teil eines Ganzen sein, Menschlichkeit, Gemeinsinn.