Wenn‘s blitzt und donnert gelten in den USA verschärfte Vorschriften. Schon drei Spiele wurden bei der Club-WM lange unterbrochen. © IMAGO/Seebeck
Trend oder Zufall? Unter anderem kam PSG gegen Botafogo (im Bild: Artur) unter die Räder. © IMAGO
Zeitspiel-Strafe: Mamelodi-Keeper Williams. © AFP
München – So schnell geht’s: Auch wenn erst eine von vier Turnierwochen rum ist, sind 32 der 63 Spiele bei der Club-WM in den USA in der Nacht zum Montag bereits absolviert gewesen. Zumindest zahlentechnisch heißt es also Halbzeit – ein willkommener Anlass für ein Zwischenfazit. Was war schon los? Was wird noch kommen? Trends und Tendenzen.
Ist der FC Bayern Favorit?
Es ist zu früh, von Favoriten zu sprechen. Aber Bayerns Leistung hat nicht nur Uli Hoeneß beeindruckt, der im „kicker“ sagte: „Ich bin sehr zufrieden.“ Das 10:0 zum Start war historisch, der erste Sieg eines europäischen gegen ein südamerikanisches Team hat ebenso Eindruck hinterlassen. Da ist es anderen „Großen“ schon anders ergangen: Unter anderem Champions-League-Sieger PSG, der FC Chelsea und Borussia Dortmund mussten Federn lassen, während die Bayern im letzten Gruppenspiel nicht mehr unter Druck stehen. Stand jetzt würde im Achtelfinale allerdings Chelsea warten…
Warum sind die Südamerikaner so stark?
Es ist schon ein kleines Muster. Bis der FC Bayern gegen die Boca Juniors gewann, waren alle südamerikanischen Teams noch ungeschlagen – die Gründe dafür allerdings sind vielfältig. Zumindest das gängige Hitzeargument, das besagt, dass Südamerikaner an die hohen Temperaturen vor Ort deutlich besser gewöhnt sind, wurde ad absurdum geführt. Während in München etwa am Sonntag 30 Grad angesagt waren, waren es im Winter von Buenos Aires gerade mal 12. Es liegt also eher an physischen und psychischen Komponenten. Sogenannter „Straßenfußball“ ist inzwischen deutlich organisierter, dazu kommt die bekannte Leidenschaft. Man merkt, dass Kontinentalvergleiche von Südamerikanern traditionell wichtiger genommen werden – übrigens: auf dem Platz und in der Heimat.
Warum werden so viele Spiele unterbrochen?
Bereits viermal haben die strengen Unwetter-Regularien zu einer langen Spielunterbrechung geführt. Weil die Wetterlage in diversen Staaten, in denen die feuchte Luft vom Golf von Mexiko auf kühlere aus Kanada trifft, in den Sommermonaten knifflig ist, können sich Fußballfans auch schon mal auf eine von Unwettern geprägte WM 2026 einstellen. Fast zwei Stunden mussten Benfica und Auckland etwa in Orlando in der Kabine bleiben, ehe das Donnerwetter vorüber war. Auch die Zuschauer werden aus den Stadien geleitet, sobald ein Blitz in einem festgelegten Umkreis einschlägt. Jede Wette: Das war nicht das letzte Mal!
Funktioniert die neue Zeitspiel-Regel?
Premiere hat die Regel im Spiel der Mamelodi Sundowns gegen Ulsan HD gefeiert – zur Irritation der Spieler. Aber man sollte sich auch in der Bundesliga daran gewöhnen: Wenn ein Torhüter den Ball länger als acht Sekunden in der Hand hält und somit Zeit schindet, gibt es ab sofort eine Ecke für den Gegner. Die Hoffnung der FIFA, die die Regel weltweit einführt: dass allein ihre Existenz präventiv wirkt. Mal sehen…
Sind wir Deutschen zu kritisch?
Nun ja, die Nation hat sich für die Bayern-Partie nicht die Nacht um die Ohren gehauen, aber: Der TV-Marktanteil war nicht schlecht. Und trotzdem springt der Funke des Mammut-Turniers noch nicht so richtig über. In anderen Ländern – siehe: Südamerika – ist das anders. Und wer weiß? Vielleicht hat Karl-Heinz Rummenigge ja recht, der prophezeit: „Das Turnier wird noch richtig Fahrt aufnehmen.“
HANNA RAIF, VINZENT TSCHIRPKE