Aufstieg? Euphorie-Bremse!

von Redaktion

1860-Bosse mauern noch bei den Zielen – Verlaat will keine Achterbahnfahrt

Schon jetzt gefeiert: Das neue Löwen-Team um Rückkehrer Kevin Volland (r.). © Sampics

München – Rund 45 Minuten nachdem sich der Trubel beim TSV 1860 etwas gelegt hatte, konnten Sport-Geschäftsführer Christian Werner und Trainer Patrick Glöckner etwas durchschnaufen, als sie im Pressestüberl Platz nahmen, um erstmals in der Saison 2025/26 mit den Medienvertretern zu sprechen. Beide Männer strahlten, als sie über das Geschehene an diesem Sonntagnachmittag berichteten. Nicht weniger als 900 Fans hatten den Trainingsauftakt trotz Badesee-Temperaturen live vor Ort verfolgt. Eine Kulisse, wie es sie lange nicht mehr gab bei einem Training der Löwen. „Die Fans sind reif für positive Nachrichten. Es hat mich berührt“, sagte Werner.

Der Tenor der Fans ist klar: Das achte Jahr in der 3. Liga soll das letzte werden. Wenn nicht diese Saison mit Transfers wie Florian Niederlechner, Kevin Volland oder Siemen Voet, wann soll es denn dann klappen mit dem ersehnten Aufstieg in Liga zwei? Kapitän Jesper Verlaat ist mittlerweile lange genug bei den Löwen, um die Situation realistisch einzuschätzen: „Das ist eine Wucht hier, die auf die Neuzugänge hereinbricht. Wenn man zu euphorisch startet, kommt man schnell in eine Achterbahnfahrt der Gefühle.“

Bedeutet: Vorfreude ja, doch bei Sechzig lässt man die Kirche im Dorf – betont auch Werner: „Es ist total verständlich, dass wir mit den Transfers eine gewisse Erwartungshaltung generiert haben. Das ist ja klar bei einem Club, der in den letzten Jahren nicht performt hat.“ Trotz der namhaften Transfers ist für den 44-Jährigen klar: „Aufsteigen wird nicht zwangsläufig die Mannschaft mit dem besten Personal, sondern die, die den größten Willen hat zu arbeiten.“ An der Trainingsintensität soll es nicht scheitern, fügte Glöckner hinzu: „Es wird sehr anstrengend werden. Das brauchen wir aber auch, weil wir in der Liga eine maximal intensive Spielweise an den Tag legen wollen.“

Es bleibt dabei: Eine Zielsetzung werden die Löwen erst herausgeben, wenn der Kader größtenteils steht. Beim Fanfest am 20. Juli werden die Anhänger erfahren, wo die Reise – offiziell – hingehen soll. Unabhängig davon, was die 1860-Bosse da verkünden werden: Das Umfeld schielt nach oben, erwartet einen Angriff der Sechzger. Druck ist zweifelsohne vorhanden, aber auch darauf hat Werner bei der Auswahl des Personals geachtet: „Wir haben Leute geholt, die mit dem Druck umgehen können. Diese hohe Erwartungshaltung, das gehört hier einfach dazu.“ Immerhin, für den Totopokal hat der Geschäftsführer bereits eine nicht verhandelbare Zielsetzung: „Ich will das Ding gewinnen, Punkt.“

Auch für den Löwen-Boss gilt: Zurücklehnen verboten! Noch steht der finale Kader nämlich nicht. Während die Torhüterfrage nach langem Warten nun mit Kiels Thomas Dähne beantwortet wurde, gibt es im zentralen Mittelfeld weiter keine Einigung mit Julian Guttau („sind in offenen Gesprächen“) über eine Weiterbeschäftigung. Sturm-Enttäuschung Fabian Schubert hat Sonderurlaub, um einen neuen Club zu finden. Und auch eine Rückkehr von Dickson Abiama ist noch nicht endgültig vom Tisch. Sollte Werner auch das gelingen, wird der Euphorie-Zug nur schwer aufzuhalten sein.MARCO BLANCO UCLES

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