Beste Erinnerung: Nick-Weiler-Babb (r.) beim Krimisieg in Barcelona. © IMAGO/Javier Borrego
München – Zumindest eine leise Hoffnung wollte Gordon Herbert nach der überraschenden Heimpleite am Samstagabend doch aufrechterhalten. „Wir müssen mit dem Glauben dort hinfahren, dass wir gewinnen können“, sagte der Trainer der Basketballer des FC Bayern mit Blick auf Finale 4 am Dienstagabend (20 Uhr) in Ulm, „wir haben schon einige große Auswärtssiege gefeiert“.
Auf den ersten Blick gibt die Statistik dem Bayern-Coach nur bedingt Recht. In der BBL gewannen die Bayern neun von ihren 16 Auswärtsspielen der Hauptrunde. In der Euroleague waren es deren sechs. Allerdings: Wenn es wie nun in Ulm um Siegen oder Fliegen ging, sahen die Münchner meist nicht gut aus. Im Pokal-Halbfinale in Weißenfels setzte es ein 93:95 gegen Gastgeber Mitteldeutscher BC. Nicht viel besser in der Königsklasse. Einen Sieg hätten Vladimir Lucic & Co. aus den beiden letzten Hauptrundenpartien für den Sprung ins Viertelfinale gebraucht. Heraus kam ein 90:93 bei Maccabi Tel Aviv und ein 77:89 gegen Fenerbahce. Vom 71:93 im Play-In-Finale in Madrid ganz zu schweigen. Es fällt auf: Offensiv klappte es in diesen Spielen meist – die Defensive wurde zur Achillesferse.
Aber es gibt sie schon auch, jene Spiele, an die sich die Münchner vor dem Showdown in Ulm halten können.
Olimpia Mailand – FC Bayern 78:79 (20. Dezember): Auswärts in Europa geht nicht? Konnte man meinen nach dem 74:93 in Monaco. Drei Tage später in Mailand allerdings zeigten die Bayern vor allem nervlich Klasse. Defensiv wohl einer der stärksten Auftritte. Es ging rauf und runter, kurz vor Schluss lag man mit 71:76 im Rückstand. Bis, na klar, Carsen Edwards übernahm. 25 Punkte sammelte er ein. Der US-Amerikaner allerdings, der nun doch über einen Verbleib in München nachdenken soll, ist in Ulm nicht mit von der Partie.
Zalgiris Kaunas – FC Bayern 82:97 (30. Januar): Knifflige Tage für die Münchner. In der Euroleague setzte es teilweise deftige Niederlagen wie das fürchterliche 69:112 bei Olympiakos Piräus, in der BBL patzte man ausgerechnet bei Rivale Alba Berlin. Doch dann reisten die Münchner nach Kaunas und lieferten beim Team von Ex-Coach Andrea Trinchieri ein nahezu perfektes Auswärtsspiel. Defensiv über weite Strecken kompakt, vorne klinisch präzise. 17 Dreier wurden den Litauern eingeschenkt. Übrigens: Es war das Comeback des Langzeitverletzten Vladimir Lucic – der Serbe ist auch in Ulm dabei.
FC Barcelona – FC Bayern 101:102 (25. März): Es wurde wieder einmal brenzlig. Bei Pablo Lasos Saski Baskonia setzte es eine 89:112-Tracht Prügel, die direkte Playoff-Qualifikation geriet in Gefahr. Dann reiste Herberts Ensemble in den Palau Blaugrana weiter, wo man schon des Öfteren herzhaft unterging. Prompt lieferten die Bayern einen weiteren Beweis dafür, dass man in dieser Saison mit den größten Namen mithalten kann; zumindest offensiv. Wenn es auch einmal mehr kein Fall für schwache Nerven war. 17 Sekunden vor Schluss traf Vladimir Lucic doppelt von der Freiwurflinie. Eine Sekunde vor Schluss machte Nick Weiler-Babb Kevin Punter einen Dreier so schwer, dass der US-Amerikaner seinen letzten Versuch danebensetzte.
Drei Auswärtsspiele, drei Highlights. In etwa in diese Kategorie werden die Bayern in Ulm vorstoßen müssen. Die Schwaben sind das beste Heimteam der BBL.PATRICK REICHELT