ZUM TAGE

Ein Destillat des Deutschen Basketballs

von Redaktion

NBA-Champion Hartenstein

Es ist schwer zu glauben, aber auch die Millionen-Männer aus der NBA sind nur Menschen von Fleisch und Blut. Und mit Gefühlen. Isaiah Hartenstein kränkt es, wie er in Deutschland, seiner Heimat, wahrgenommen wird. Viele Fans, sagte er nach dem Gewinn der Meisterschaft mit Oklahoma, meinen, dass er sich gar nicht als Deutscher sehe. Gewiss, diesen Eindruck konnte man gewinnen, nachdem er Sommer für Sommer der Nationalmannschaft absagte oder bei NBA-Spielen mit der Hand auf der Brust die Nationalhymne sang. Also die amerikanische versteht sich.

Den größten Moment seiner Karriere nutzte er zur Aussöhnung. Zuletzt zeigte er sich im Trikot von Detlef Schrempf, trug mal eine Sonderanfertigung mit allerlei deutschen Firmenlogos. Die Wirklichkeit sieht nämlich so aus: Isaiah Hartenstein ist das Destillat des Deutschen Basketballs in Reinform. Aufgewachsen und sozialisiert in der Glanzzeit des Dirk Nowitzki, den er verehrt. Aufgefallen in der U16-Bundesliga JBBL, die vor 20 Jahren geschaffen wurde, um die Nachwuchsförderung anzutreiben. Ausgezogen ins Ausland, weil es in der Bundesliga traurigerweise bis heute an Geld – und damit an Perspektive für junge Talente – mangelt.

Das ändert alles nichts daran, dass der Basketball an der Basis wächst und wächst. Weil er erfolgreich ist, trotz oder vielleicht wegen des Systems? WM-Titel 2023, Olympia-Gold der Frauen 2024, nun NBA-Meisterschaft von Isaiah Hartenstein. In Ulm, einer der größten Talentschmieden Europas, stieg er kürzlich als Investor ein. Er platziert sich als Botschafter und als Vorbild. „Ich will so vielen Jugendlichen wie möglich zeigen: Du kannst es schaffen“, sagt er. Allerdings muss man dafür noch immer den harten Weg der Entbehrung einschlagen, der stets nach Amerika führt und eben manchmal auch bedeutet, sich von Deutschland zu entfernen. Meister in NBA zu werden, das hat Isaiah Hartenstein erfahren, ist Fluch und Segen zugleich.

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