Gehma raus? Der aufgebrachte Rüdiger mit Drohgeste – zuvor soll ihn Gegenspieler Cabral beleidigt haben, womöglich sogar rassistisch. © IMAGO
Charlotte – Antonio Rüdiger war außer sich. Mit einer eindeutigen Geste bedeutete der Abwehrchef von Real Madrid seinem Widersacher Gustavo Cabral, dass er die Angelegenheit „draußen“ regeln wolle. Der ernste Grund seiner Wut: Rüdiger wollte gehört haben, dass der Argentinier ihn rassistisch beleidigt hatte.
„Toni hat uns etwas erzählt, und wir glauben ihm“, berichtete Real-Trainer Xabi Alonso nach dem 3:1 (2:0) gegen CF Pachuca aus Mexiko bei der Club-WM in Charlotte und betonte: „Wir unterstützen Toni.“ Rassismus sei „inakzeptabel“ und habe „keinen Platz“ im Fußball, falls etwas vorgefallen sei, „werden die entsprechenden Maßnahmen getroffen“.
Damit hatte Schiedsrichter Ramon Abatti aus Brasilien schon auf dem Platz begonnen. Nachdem der bei seinem Comeback eingewechselte Rüdiger in der Nachspielzeit mit Cabral aneinander geraten war, erkundigte sich der Referee beim sichtlich aufgebrachten Deutschen nach dem Grund seines Ärgers. Danach zeigte der Unparteiische mit überkreuzten Armen vor der Brust die Anti-Rassismus-Geste.
Damit wurde das Spiel unterbrochen, wie im mehrstufigen FIFA-Protokoll vorgesehen. Eine gute Minute später ließ Abatti die Partie per Schiedsrichter-Ball fortsetzen und zu Ende führen. Doch damit war der Fall nicht erledigt – im Gegenteil. Nach Abpfiff kam es zu einem erneuten Gerangel zwischen Rüdiger und Cabral.
TV Azteca aus Mexiko berichtete groß über den „Escándolo“, doch Cabral gab das Unschuldslamm. Er habe Rüdiger beschimpft, gab er zu, aber als „cagón de mierda“, also „verdammten Feigling“. Laut dem spanischen Radiosender Cadena SER will Rüdiger jedoch die ungleich schwerere Beleidigung „negro de mierda“ („Scheiß Schwarzer“) gehört haben.
Für seine wahren Worte, verteidigte sich Cabral, „gibt es keine Strafe“. Der 39-Jährige berichtete auch, was Rüdiger ihm zugerufen habe: „Wir sehen uns draußen.“ Im Spielertunnel habe man sich weiter „gestritten“, zum Kampf sei es aber nicht gekommen. Pachucas Trainer Jaime Lozano kündigte ein Gespräch mit Cabral an, betonte aber: „Ich lege meine Hand für meinen Kapitän ins Feuer.“
Der Fall verweist auch auf die Versäumnisse der FIFA. Der Weltverband hatte einem Bericht des Portals The Athletic zufolge – wie bei Großturnieren üblich – auch im Vorfeld der Club-WM Kampagnen-Material gegen Rassismus und Diskriminierung entwickelt, dieses aber zunächst nicht eingesetzt. Das wurde als Kotau vor der Trump-Regierung gedeutet.SID