Das Finale im Visier

von Redaktion

Kräfte bündeln: Deutsche U21 will gegen Frankreich letzten Schritt gehen

Der Torgarant und seine Helfer: Fünf Treffer erzielte Nick Woltemade (mi.) schon bei dieser EM, jagt damit den Rekord von Luca Waldschmidt und Marcus Berg (jeweils sieben). Hinzu kommen drei Vorlagen. © IMAGO/Steinbrenner

Kosice – Die Schritte der U21-Nationalspieler wirkten nach den EM-Strapazen noch etwas schwerfällig, als sie im Halbfinal-Ort Kosice die Flugzeugtreppe hinunterstiegen. Bei der finalen Prüfung vor dem Endspiel der Fußball-Europameisterschaft soll der Kräfteverschleiß die Auswahl um Turnier-Toptorschütze Nick Woltemade gegen Frankreich aber nicht stoppen. „Wir werden wieder ready sein und unsere Qualität auf den Platz bringen – und dann haben wir gute Chancen, auch das Spiel zu gewinnen“, sagte Woltemade als der bisher größte Star des Turniers vor dem nächsten „Kracher“.

Das neunte EM-Halbfinale einer deutschen U21 soll am Mittwoch (21.00 Uhr/Sat.1) gegen Frankreich um den früheren Bayern-Star Mathys Tel nicht die Endstation in der Slowakei sein. Die Schwierigkeiten, gegen die das Team um Woltemade beim 3:2 nach Verlängerung gegen Italien ankämpfen musste, haben sogar die Zuversicht auf den vierten EM-Titel gestärkt.

„Ein Spiel ist immer dabei. Ich hoffe, dass es das bleibt und das wir die anderen jetzt gewinnen“, sagte der Gladbacher Führungsspieler Rocco Reitz. Auch Woltemade wies auf eine gegen die Italiener neu entdeckte Tugend hin: Tore „ein bisschen aus dem Nichts. „Das zeichnet uns auch aus“, sagte der 23-Jährige. Gegner im Endspiel wäre am Samstag in Bratislava entweder die Niederlande oder England, das in der Gruppenphase 2:1 bezwungen wurde.

Die unnötige Verlängerung mit zwei Mann in Überzahl gegen die Azzurrini steckte vielen noch in den Knochen. „Ich glaube, wir müssen wirklich jede Sekunde nutzen“, sagte Reitz zum Regenerations-Countdown. Selbst am Tag vor dem Halbfinale vermochte Trainer Antonio Di Salvo nicht, den Fitness-Zustand all seiner EM-Protagonisten im Detail vorherzusagen. Dreimal schickte der 46-Jährige in vier Spielen seine Turnier-Topformation aufs Spielfeld, einmal wechselte er komplett durch. Sehr gut möglich, dass er gegen die Franzosen diesmal aus den Teams kombiniert.

„Das ist einfach eine Top-Nation, die unheimlich gute Spieler hat. Die Breite ist einfach richtig, richtig gut, aber wir sind auch gut und wir freuen uns auf das Spiel“, sagte Di Salvo. Angesprochen auf mögliche Umstellungen lächelte er. „Ich kann alles, ich kann es durchziehen und ich kann Wechsel vornehmen.“ Ein Kandidat für die Startelf ist etwa der zweimalige Torschütze Nelson Weiper vom FSV Mainz 05, der auch gegen Italien traf.

„Ich mache mir immer Gedanken über jeden Spieler – und jetzt nach der Verlängerung bestimmt viel mehr“, sagte Di Salvo. Auch der Freiburger Merlin Röhl als Siegtorschütze aus dem Italien-Spiel wäre eine Option für die Startelf, sollte der vom Platz gehumpelte und nach eigenen Worten „mausetote“ Kapitän Eric Martel (1. FC Köln) doch nicht fit werden.

Wirtz war der letzte Halbfinal-Held

Letztmals stand eine deutsche U21 vor vier Jahren im EM-Halbfinale. Damals siegte die Auswahl dank des zweimaligen Torschützen Florian Wirtz mit 2:1 gegen die Niederlande – und gewann später den Titel. Vor dieser Generation feierten die Teams um Manuel Neuer (2009) und Serge Gnabry (2017) als Europameister. „Unser Ziel ist Bratislava. Mit der Mannschaft ist auf jeden Fall einiges möglich“, versicherte Martel.

Die Halbfinal-Bilanz deutscher Teams aus West und Ost macht vor dem Duell mit den Franzosen durchaus Hoffnung. Von sieben Halbfinalspielen wurde nur eines verloren – 2015 gegen Portugal.DPA

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