ZUM TAGE

Die Wahrheit liegt in den Gräbern

von Redaktion

Ende im Sommermärchen-Prozess?

Wie das so ist bei den großen Prozessen: Es geht immer noch weiter vor einem nächsten Gericht, einer anderen Kammer, das Verfahren verästelt sich. Jetzt noch zu klären sein wird in der juristischen Sommermärchen-Aufarbeitung , ob der DFB die stattliche Summe von 22 Millionen Euro zurückbekommt, die er entrichten musste, weil er für 2006 nachträglich seine Gemeinnützigkeit verlor. Die 110000 Euro Strafe, die der Deutsche Fußball-Bund nun aufgebrummt bekam, wirken da erst mal gar nicht wuchtig – doch es wurde das Urteil gesprochen, dass der Verband Steuern hinterzogen hat, was ein gutes Ende für ihn in der anderen Sache unwahrscheinlich macht. Für den DFB mit seiner komplizierten Haushaltslage und seinem ohnehin angekratzten Image ist es also nicht gut gelaufen. Das Landgericht Frankfurt watscht mit seinem Spruch mehrere Generationen von Funktionären ab: Die, die mit der Trickserei begonnen und, die, die sie vertuscht haben. Der Verband, intern hochgradig zerstritten, fand nie eine Exit-Strategie aus seinem Fall.

Ein Wahnsinn ist ja auch, dass die Geschichte sich mittlerweile über 25 Jahre erstreckt. Im Jahr 2000, kurz nach der für Deutschland missratenen EM 2000 (Vorrunden-Aus), wurde die WM 2006 vergeben, das Turnier galt als überlebensnotwendig für den damals vom Absturz bedrohten deutschen Fußball, man war sehr entschlossen, aus der WM einen großen Erfolg zu machen. Die Effekte des Turniers läuteten in der Tat eine neue Ära ein: für die Nationalmannschaft, für die Clubs, die schöne Stadien bekamen, und das ganze Land entdeckte – und das hielt wenigstens gut ein Jahrzehnt – eine sehr sympathische Seite an sich. 2015 dann die Enthüllungen des Spiegel – man lernte einiges über das Spiel der Sportpolitik, die Schmutzeleien in den Verbänden. Schmerzhaftes, aber für eine Gesellschaft, die eine aufgeklärte sein will, wertvolles Wissen.

Den Fluss der ominösen 6,7 Millionen Euro hat keine prozessuale Bemühung vollständig entschlüsseln können. Es steht aber die Einschätzung, dass von dem Geld keine Stimmen gekauft wurden, man es eher verwendete, um die grauen Eminenzen in den FIFA-Gremien, die über üppige Organisationszuschüsse entschieden, zu beeinflussen. Diejenigen, die hätten sagen können, ob es so war, haben ihr Wissen mit ins Grab genommen – oder gemerkt, dass sie damit durchkommen, wenn sie sich uninformiert geben. Einige Täter bleiben somit ohne Strafe.

Guenter.Klein@ovb.net

Artikel 1 von 11