Die Vorsitzende Richterin Eva-Marie Distler. © Dedert/dpa
Frankfurt am Main – Verurteilt und an den Pranger gestellt: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) muss für die Verfehlungen seiner früheren Spitzenfunktionäre im sogenannten Sommermärchen-Skandal eine Strafe in Höhe von 130 000 Euro zahlen. Dieses Urteil fällte das Landgericht Frankfurt/Main zum Ende des seit März 2024 andauernden Prozesses um die dubiosen Zahlungsflüsse rund um die WM 2006.
Zudem erntete der DFB eine harsche Schelte. „Der DFB kann sich nicht alles erlauben, auch wenn der Fußball das liebste Kind der Deutschen ist“, sagte Richterin Eva-Marie Distler: „Die Zusammenarbeit mit dem DFB während der Ermittlungen war katastrophal. Der DFB ist ein Verlierer. Es wurden und werden Anwaltskosten in astronomischer Höhe produziert. Das wäre bei keinem Unternehmen vorgekommen, aber mit personellen Konsequenzen muss ja offenbar keiner rechnen. Man muss sich fragen: ‚Wie sind die eigentlich beraten‘?“ Das Gericht sieht eine Steuerhinterziehung als erwiesen an. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Geldbuße in Höhe von 270.000 Euro gefordert. Die Verteidigung hatte einen Freispruch beantragt.
„Ehemalige Organe haben vorsätzlich Steuern hinterzogen. Das steht für das Gericht zweifelsfrei fest“, erklärte Distler: „Den DFB hat das Verfahren sehr viel gekostet. Das Image ist ramponiert. Fußball-Deutschland war Teil des Systems der FIFA. Auch der DFB hat mit Schwarzgeldzahlungen hantiert und das korrupte System der FIFA unterstützt.“
Wie sind die eigentlich beraten?
Für das Gericht steht fest, wofür die ominösen 6,7 Millionen Euro, die vom DFB als Ausgabe für eine nie stattgefundene WM-Gala deklariert worden waren, verwendet wurden: Demnach handelte es sich um eine von WM-Chef Franz Beckenbauer im DFB-Dienst veranlasste Schmiergeldzahlung an korrupte Mitglieder der damaligen FIFA-Finanzkommission um Mohamed bin Hammam. So wollten sich die damaligen DFB-Spitzenfunktionäre den am Ende gewährten WM-Zuschuss des Weltverbands in Höhe von 170 Millionen Euro sichern.
Versöhnlich zeigte sich Richterin Distler erst ganz am Ende: „Die Erinnerungen an die WM und an Franz Beckenbauer bleiben ungetrübt. Der Zweck heiligt aber nicht die Mittel.“SID