„Wir sind alle heiß“: Justus Hollatz machte eine Meister-Ansage. © IMAGO
Der Präsident jubelt mit: Herbert Hainer, der in Spiel drei gefehlt hatte. © IMAGO
Siegerfaust: Gordon Herbert feierte einen Punktsieg im Trainerduell. © IMAGO
Plötzlich ist er da: Der angeschlagen ins Spiel gegangene Devin Booker war einer der Spieler, die die Partie auf Bayern-Seite zogen. © IMAGO/Langer
München – Zu später Stunde hatte noch eine größere Gruppe an Bayernfans vor der Ulmer Arena ausgeharrt. Um die Helden des Abends noch einmal ein bisschen hochleben zu lassen. Am höchsten allerdings schnellte das Stimmungsbarometer als Trainer Gordon Herbert in die laue Ulmer Nacht trat. „Es gibt nur einen Gordon Herbert“, skandierte der Anhang zur Melodie des bekannten Rudi-Völler-Evergreens.
Was zeigte, wie schnell sich Stimmungslagen im Sport bisweilen ändern können. Zwei Tage lang lag die Stimmung rund um den FC Bayern Basketball irgendwo zwischen Nervosität und Anspannung. Nach dem am Ende eindrucksvollen 67:53 vom Dienstagabend ist die Vorfreude zurück. Deutlichstes Zeichen: Das nun alles entscheidende fünfte Finale der Serie gegen ratiopharm Ulm heute (20 Uhr) im SAP Garden war binnen weniger Stunden ausverkauft. Die Botschaft: Er soll unbedingt her, der siebte Meistertitel, mit dem sich die Bayern ein Stückchen näher an die Top-3 der erfolgreichsten deutschen Basketballteams heranpirschen. Nur Bayer Leverkusen (14-mal Meister), Alba Berlin (11), Bamberg und Heidelberg (je 9) stehen noch höher in der Bestenliste.
„Wir haben sehr viel Bock, alle sind heiß“, schwärmte der diesmal starke Spielmacher Justus Hollatz. Niels Giffey drückte beim Blick auf die Perspektiven eher auf die Bremse. „Es ist jetzt ein richtiges Endspiel, was natürlich super interessant ist“, sagte der Weltmeister, „aber die Chancen stehen 50:50“. Doch: Das Momentum liegt in der Serie nun wieder auf Münchner Seite. Und es gibt ein paar Aspekte, die entscheidend sein werden, ob der Titelverteidiger nun wirklich wieder als Nummer eins über die Ziellinie geht.
Das Personal: Erst kurz vor Spielbeginn ging der Daumen von Devin Booker (Kniebeschwerden) nach oben. Der US-Center war in Ulm zwar lange eher Beschäftigungstherapie für die Big Men der Ulmer. Als die Bayern aber im Schlussviertel zum entscheidenden Schlag ansetzten, war er voll da. Seine Dunkings, dazu ein Dreier – Statements gegen den zusammenbrechenden Herausforderer. Einen starken Booker wird man auch am Donnerstag brauchen.
Die Macht am Korb: Hatte Bayern in Ulm lange Zeit nicht. Die Folge: Die Gastgeber arbeiteten sich viele zweite Wurfchancen heraus. In der Euroleague war es für Trainer Herbert ein probates Mittel, Booker und den 2,11-Meter-Mann Johannes Voigtmann zusammen ins Spiel zu werfen. In den Playoffs bislang nicht. „Ein interessanter Gedanke“, sagte Herbert mit Blick auf heute.
Die Mentalität: Entschied zweimal zu Ulmer Gunsten. In der Praxis Unbeschwertheit und unermüdlicher Kampfgeist, oder wie Ex-Bayer Karim Jallow nach Spiel zwei meinte: „Wir wollten es mehr.“ Die Bayern kombinierten Kampfgeist nun mit (fast) unerschütterlicher Ruhe, mit der man am eigenen Matchplan festhielt. Und sich im Endspurt eindrucksvoll belohnte. Interessant: Vor allem vor dem Wechsel war der Jüngste die Triebfeder. Ivan Kharchenkov spielte zuletzt nicht viel: nun kam er und gab seinem Team Energie. Herbert: „Ich bin stolz auf ihn.“
Das fünfte Spiel: Wenn eine Serie auf ein einziges Duell reduziert wird. Das kann beflügeln, es kann aber auch lähmen. Die Bayern allerdings haben zahlreiche Kräfte, die so eine Situation schon öfter erlebt haben. Diese Erfahrung kann nun helfen.PATRICK REICHELT