Keine Angst vor niemandem

von Redaktion

Bayern redet sich Benfica-Pleite schön – und freut sich auf große Spiele

Wird noch viel zu tun haben: Neuer traut Bayern nach „sehr positiver Gruppenphase“ alles zu. © Reaves/AFP

Orlando – Es ist normal, dass Fußballspieler und Verantwortliche sich nach einem Spiel bestmöglich verteidigen wollen. Gerade nach Niederlagen ist es selten, dass Profis hart mit sich ins Gericht gehen – Joshua Kimmich oder Thomas Müller bilden da häufig noch positive Ausnahmen.

Nach dem 0:1 gegen Benfica wollte aber selbst Müller keine Kritik am verpassten Gruppenplatz eins üben. Auf Nachfrage, ob man sich über den verspielten Gruppensieg ärgere, der ein mögliches Viertelfinal-Duell mit Paris Saint-Germain bedeutet, fragte Müller zunächst: „Auf wen wären wir sonst getroffen?“ Die Antwort: „Botafogo oder Palmeiras.“ Konter Müller: „Da hätten wir ja erst mal gegen Chelsea gewinnen müssen. Das ist leicht, oder? Da spielen wir dann ein bisschen Fußball-Manager: Chelsea ist leicht, Paris ist schwer“, antwortete Müller sarkastisch.

Natürlich hat der Angreifer Recht damit, dass der FC Chelsea auch ein schwieriger Achtelfinalgegner ist. Allerdings ist das Qualitätsgefälle im Vergleich zu Flamengo vergleichsweise gering: Die Brasilianer haben Chelsea in der Gruppenphase geschlagen. Vielleicht sind sie für das Achtelfinale der etwas dankbarere Gegner, zwischen beiden Teams liegt aber keine riesige Kluft.

Ein großer Unterschied liegt dagegen im weiteren Turnierbaum. Im Viertelfinale hätte der FC Bayern – nach einem Gruppensieg und erfolgreichem Achtelfinale gegen Chelsea – dann nämlich eben Palmeiras oder Botafogo erwartet. So dürfte es höchstwahrscheinlich Paris Saint-Germain werden. Sollte man an den Parisern scheitern, was ob des Champions-League-Sieges samt fulminanten 5:0-Erfolg im Finale zumindest nicht undenkbar ist, wäre das Benfica-Spiel im Nachhinein der Knackpunkt.

Und selbst, wenn der FC Bayern gegen Paris besteht, wartet im Halbfinale Real Madrid, Manchester City oder Inter Mailand. Im anderen Turnierbaum lauten die größten Namen neben Chelsea: Juventus Turin und Dortmund.

Wirklich ärgern wollte sich aber auch Manuel Neuer nicht: „Solche Tage gibt es halt“, erklärte der Kapitän nach dem Spiel. Sein Fazit zur Gruppenphase lautete auch trotz der Niederlage gegen Benfica: „Sehr positiv.“ Das begründete der Torwart so: „Wenn man jetzt die letzten 45 Minuten gesehen hat und mehr… Wenn wir so weiterspielen, wie wir in der zweiten Halbzeit gespielt haben, wird das ein sehr gutes Turnier.“

Der Kapitän blickt also positiv voraus: „Das war dann wirklich Bayern München. Ich glaube, wenn wir das über 90 Minuten bringen, werden wir schwer zu schlagen sein.“ Tatsächlich hatten die Münchner in der zweiten Halbzeit gegen Benfica eine Vielzahl an Großchancen. Zur Wahrheit gehört aber auch: Ein Großteil davon war Abseits, so wie der Pfostentreffer von Konrad Laimer oder der vermeintliche Ausgleich durch Joshua Kimmich.

Außerdem bedeutet eine Leistungssteigerung gegen Benfica nicht, dass andere Gegner in der Größenordnung von Paris oder Real Madrid eine solche Wende zulassen. Schließlich hatten auch die Portugiesen zahlreiche Tormöglichkeiten – und stünde an dieser Stelle ein Ousmane Dembélé oder Désiré Doué, hätte die Führung auch schnell höher ausfallen können. V. TSCHIRPKE

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