Krönung im „Traumfinale“?

von Redaktion

Deutsche U21 dem Titel ganz nah – Vorfreude aufs Endspiel gegen England

Joker unter sich: Gruda (li.) und Wanner, Protagonisten des dritten deutschen Tores, zeigten einmal mehr, wie stark der deutsche Kader in der Breite ist. Auch im Endspiel könnten die beiden Edeltechniker wichtig werden. © IMAGO/Meusel

Košice – Völlig losgelöst gab Antonio Di Salvo den Partybefehl. „BRA-TIS-LA-VA“, schrie der Trainer der U21 durch die Arena in den slowakischen Nachthimmel, im Kreis seiner überglücklichen Spieler ließ er sich angestachelt von Nick Woltemade sogar zu einem Siegestanz hinreißen. Die DFB-Auswahl hat bei der EM in der Slowakei das große Ziel erreicht, in der Hauptstadt soll im Finale am Samstag gegen Titelverteidiger England die Krönung folgen.

„Das ist eine herausragende Leistung. Die Mannschaft hat sich das hochverdient“, sagte DFB-Sportdirektor Rudi Völler, den das beeindruckende 3:0 (2:0) im Halbfinale gegen Frankreich mächtig stolz machte. „Wir sind noch nicht fertig, jetzt wollen wir auch den Titel“, versicherte Torhüter Noah Atubolu, der gegen die Franzosen zum gefeierten Hauptdarsteller wurde.

Denn zum einen löste der Freiburger mit seinem 21. Einsatz keinen Geringeren als Manuel Neuer als Rekordtorhüter der deutschen U21 ab. Und zum anderen zeigte der 23-Jährige in Košice eine Glanzparade nach der anderen. „Brutal, was er geliefert hat“, lobte Mittelfeldmotor Rocco Reitz, Brajan Gruda war sich sicher, dass Fußball-Deutschland seinen zukünftigen Nationaltorwart gesehen habe.

Ein letzter Einsatz im U21-Dress wird für Atubolu und viele seiner Teamkollegen noch dazukommen – für seinen Freiburger Teamkollege Max Rosenfelder brach am Mittwochabend dagegen eine Welt zusammen. „Der Verlust tut uns allen sehr, sehr weh. Das war und ist ein Schock“, sagte Di Salvo über die Oberschenkelverletzung seines Abwehrchefs, den er nach dem Abpfiff bitterlich weinend in seinen Armen trösten musste: „Ich habe ihm gesagt, dass wir versuchen, den Titel für ihn zu holen“, versicherte der Coach.

Helfen dabei, den vierten EM-Titel nach 2009, 2017 und 2021 nach Hause zu bringen, soll einmal mehr Woltemade. Der Stuttgarter Jung-Nationalspieler erzielte bei seinem vierten EM-Einsatz mit dem 2:0 (14.) seinen sechsten Turnier-Treffer, nur noch einer fehlt ihm zum EM-Rekord. „Er ist eine prägende Figur dieser EM“, schwärmte Di Salvo. Eine One-Man-Show sei der seit 20 Spielen immer noch ungeschlagene Jahrgang deshalb aber noch lange nicht. „Jedes Spiel sticht ein anderer heraus, das brauchst du, um ein Turnier zu gewinnen“, sagte Reitz. „Topteams sind füreinander da – und das merkt man hier“, ergänzte Di Salvo.

Der könnte bereits zum vierten Mal den EM-Titel holen, aber zum ersten Mal als Chef – und das bittere Vorrundenaus 2023 endgültig vergessen machen. „Vor allem für Toni freut es mich, weil er vor zwei Jahren eine große Enttäuschung hinter sich hatte“, sagte Völler: „Wir haben immer an ihn geglaubt“. Die Vorfreude auf das „Traumfinale“ war nicht nur dem Team, sondern auch dem Weltmeister von 1990 anzusehen. „Deutschland gegen England, mehr geht nicht“, so der 65-Jährige. „Es wird sicherlich ein großes Spiel werden“.SID

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