Cacau (44) freut sich auf Sonntagabend. Der ehemalige Nationalspieler mit brasilianischen Wurzeln stellt sich auf ein hitziges Spiel ein – und warnt die Bayern.
Cacau, der FC Bayern trifft auf CR Flamengo – eine dankbare Aufgabe?
Im Gegenteil: eine schwere Aufgabe. Das Spiel gegen Benfica war nicht so berauschend – und jetzt kommt es drauf an. Wer verliert, ist draußen, deshalb wird auch Bayern alles geben. Aber Flamengo darf man nicht unterschätzen.
Warum?
Sie sind technisch sehr gut, sehr intensiv in ihrer Spielweise, dazu taktisch bestens ausgebildet. In Brasilien sind sie neben Palmeiras das Maß aller Dinge. Zudem haben sie in Filipe Luís einen Trainer, der auch viel Erfahrung im europäischen Fußball gesammelt hat.
Wäre Chelsea denn einfacher gewesen?
(überlegt) Berechenbarer. Bayern würde genau wissen, was sie bei Chelsea erwartet, weil man sich seit Jahren kennt. Flamengo aber ist Neuland. Andersrum übrigens gilt das nicht: Flamengo kennt Bayern bestens – weil das Interesse am europäischen Fußball in Brasilien groß ist. Und auch der Trainer Europa kennt.
Tatsächlich hat Bayern erst einmal in einem Pflichtspiel gegen ein brasilianisches Team gespielt.
Wirklich? Gegen wen?
Im Finale um den Weltpokal 1976 bezwangen die Münchner Cruzeiro Bello Horizonte.
Das ist lange her – da kann man keine Lehren mehr draus ziehen (lacht). Vielmehr sehe ich einen Trend von heute: Es ist kein Zufall, dass die südamerikanischen Teams bei der Club-WM doch schon viele Große geärgert haben. Da geht es um Hitze und um Marathon-Spiele, die zuhause Alltag sind. Vor allem ist die Motivation, sich gegen Europäer zu beweisen, enorm. Jeder will zeigen, dass er guten Fußball spielen kann. Auch Flamengo. Die wollen Bayern schlagen, mit allem, was sie haben.
Geht es auch ums Prestige?
Absolut. Vor allem daheim. Auch Fans von anderen Vereinen sind voll dabei, feuern die brasilianischen Teams gegen die Europäer an. Flamengo allerdings hat in Brasilien einen ähnlichen Status wie Bayern. Deshalb gibt es auch einige, die ihnen den Erfolg nicht gönnen würden.
Wie wird denn das Turnier in Brasilien verfolgt – intensiver als in Deutschland?
Es ist für alle das Nonplusultra-Turnier, jeder fiebert mit und die Medien sind voll Club-WM. In Brasilien will man das Turnier aufsaugen, gut bestreiten und am besten gewinnen. Und vor allem alles mitnehmen, was geht – finanziell und sportlich. Das ist schon anders als in Deutschland, wo ich bezweifle, dass die Begeisterung noch von Bayern- und Dortmund-Fans auf den Rest der Republik überschwappt. Es ist nicht ganz so ein krasser Unterschied zwischen den Kulturen, aber es erinnert mich ein bisschen an die deutsche Haltung bei der WM in Katar.
Wenn Bayern Flamengo schlägt, ist alles möglich?
Puh… (lacht) Der Turnierbaum ist schon hart. PSG, ManCity, Real – da warten echte Granaten auf dem Weg zum Titel.
Flamengo müsste den gleichen harten Weg gehen wie die Bayern…
Wenn sie das schaffen und die Club-WM gewinnen, könnten alle Spieler sofort in Rente gehen. Die haben dann ein schönes Leben in Brasilien (lacht).
INTERVIEW: HANNA RAIF