Party bis es hell wird

von Redaktion

Bayern-Basketballer wieder Meister – der Kader wird sich trotzdem verändern

Bierdusche von oben: Die Bayern sind zum siebten Mal Deutscher Meister. © Sampics/Matzke

Partytier Andi Obst als „Chauffeur“ für Justus Hollatz. © Stefan Matzke

Shabazz Napier nahm von BBL-Chef Holz die MVP-Trophäe entgegen.

Noch-Geschäftsführer Marko Pesic jubelt mit Devin Booker. © IMAGO (2)

München – Als die Party im SAP Garden langsam Fahrt aufnahm, musste Marko Pesic noch ein letztes Mal herhalten. Der scheidende Geschäftsführer der Basketballer des FC Bayern wurde von seinen Profis im Wellnessbereich des Kabinentrakts in voller Montur ins Eisbecken bugsiert. Immerhin: Ein paar Minuten später, im Hintergrund zogen die Spieler schon in die bis zum frühen Morgen dauernde Feiernacht in der Kubaschewski-Bar (Obst: „Keiner geht mir hier nach Hause bevor es draußen hell wird“) davon, bewegte sich der 48-Jährige schon wieder irgendwo zwischen Stolz und Genugtuung. „Diese Meisterschaft ist speziell“, sagte er, „weil es die Arbeit des Vereins abrundet.“

Wie groß die Nervosität war, klang nicht zuletzt beim stimmlich merklich angeschlagenen Präsidenten Herbert Hainer durch. „Wenn du heute verlierst“, sagte er, „dann ist die ganze Saison im Eimer.“ Es ging ja gut. Nach dem heiß erkämpften 81:77 im finalen Showdown gegen ratiopharm Ulm ist der FC Bayern zum siebten Mal die Nummer eins im Land. Hainer freute sich über ein Stück Clubgeschichte: „Jetzt bin ich der erste Präsident, der alle drei Titel mit den Profiabteilungen gewonnen hat.“ Nicht zu vergessen der perfekte Einstand des neuen Sport-Tempels SAP Garden, den der Verein in allen 27 Auftritten ausverkaufte. Alleine fürs letzte Finale gingen laut Hainer mehr als 30 000 Ticketanfragen ein. Was einiges für die Meisterfeier am Samstag (14 Uhr) im neu eröffneten Pineapple Park (Arnulfstraße 195) erwarten lässt.

Allerdings: Die Korbjäger werden nach ein paar Tagen des Genießens einige Veränderungen erleben. Zu Monatsbeginn wird Pesic die Verantwortung für das Projekt an Dragan Tarlac und Adrian Sarmiento weitergeben. Wobei Tarlac schon ankündigte: „Marko wird näher bei uns sein als ihr alle glaubt.“ Viel deutet darauf hin, dass Pesic im Herbst zur Wahl des Vize-Präsidenten vorgeschlagen wird.

Auch die Mannschaft steht vor einem Umbruch. Offiziell sind bislang zwar nur die Abgänge von Youngster Ivan Kharchenkov (College) und Leihgabe Onuralp Bitim. Aber auch bei Nick Weiler-Babb, Devin Booker und Danko Brankovic stehen die Zeichen eher auf Abschied. Mit Topscorer Carsen Edwards sind die Bayern zumindest noch in Gesprächen. Ebenso wie mit Nachkauf Jack White und Spielmacher-Routinier Shabazz Napier, der dem Vernehmen nach zwischen einem weiteren Jahr München und Karriereende schwankt. Der Bald-34-Jährige sammelte mit seiner Wahl zum wertvollsten Spieler der Finals noch einmal beste Argumente.

Wobei Tarlac schon andeutete, dass die Bayern eine Blutauffrischung planen. Für den Serben war es eine Erkenntnis aus seiner Premierensaison an der Isar, „dass wir jünger und athletischer werden müssen“. Erst recht als die Münchner einer noch umfangreicheren Spielzeit entgegengehen. Die BBL spielt dank der Aufsteiger aus Trier und Jena wieder mit 18 Teams. Die Euroleague verlor zwar das in die Champions League abgewanderte Alba Berlin. Doch mit der Aufnahme von Dubai, Valencia und Hapoel Tel Aviv wuchs die Königsklasse auf 20 Mannschaften. Dienstag Dubai, Freitag Madrid, Sonntag Weißenfels – eine realistische Option.

Vor allem den massiven Expansionskurs in Europa sehen die Münchner kritisch. Clubchef Herbert Hainer erwartet „mindestens, dass der Spielplan von der Euroleague sauber mit den nationalen Ligen abgestimmt wird“. Denn: „Irgendwann muss auch einmal Schluss sein.“ PATRICK REICHELT

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