Gibson beim Interview mit Reporter Tschirpke. © Privat
Spezielles Glasauge: FCB-Fan Ryan Gibson.
Charlotte – Wer mit Ryan Gibson verabredet ist, muss nicht lange suchen, denn der FCB-Superfan sticht einem sofort ins Auge. Wegen einer seltenen Krebserkrankung im rechten Auge musste der US-Amerikaner ein Glasauge anfertigen lassen – und entschied sich für ein FC-Bayern-Logo anstatt einer nachgestellten Pupille. Dafür musste „Bayernryan“, wie er sich selbst in den Sozialen Medien nennt, sogar extra beim Rekordmeister anfragen, schließlich hält der FCB ein Patent auf sein Vereinswappen. Nach kurzer Zeit bekam er aber die Erlaubnis – und ist seitdem einer der bekanntesten Fans weltweit.
Ryan, wieso haben Sie ein Bayern-Auge?
Als ich mein Auge 2016 an Krebs verloren habe, hätte ich die Wahl für ein „normales“ Auge gehabt. Als leidenschaftlicher Bayernfan, dessen Familie seit Generationen für den FCB brennt, wollte ich aber etwas Besonderes. Daher habe ich mich für das Bayern-Auge entschieden – und seitdem habe ich dadurch sogar etwas Berühmtheit erlangt. Und: Ich wollte Aufmerksamkeit für okuläre Melanome herstellen. Vielleicht hatte die Krankheit dann wenigstens etwas Gutes.
Wie nehmen Sie die Club-WM wahr?
Es hat mit ein paar kleinen Schwierigkeiten angefangen. Seit das Turnier losgeht, wird es mit jedem Tag besser. Weil das Wetter so schwül ist, kommen aber weniger Fans ins Stadion. So ist die amerikanische Sportkultur. Die Zuschauer hier sind oft nicht so leidenschaftlich wie in Europa. Daher geht es auch um gute Unterhaltung.
Was ist Ihre prägendste Bayern-Erinnerung?
Das erste Spiel, das ich mit meinem Großvater geschaut habe. Und: Als Franck Ribery mich nach seinem letzten Spiel 2019 zur Meisterfeier auf den Rasen holte. Er ist für mich die größte Vereinslegende.
Was zeichnet den FCB außerhalb von Deutschland aus?
Wir als Fangemeinde sind eine Familie. Das ist ein besonderer Zusammenhalt, der einem viel Stärke gibt. Wir lassen niemanden zurück, egal was passiert.
Sie haben sogar einen Kakadu dabei…
(Lacht.) Ja, aber das ist nicht der echte von der Münchner Meisterfeier. Eine Freundin hat ihn für mich nachfertigen lassen, bei den Spielen habe ich ihn immer dabei.
Die Distanz zu Ihrem Lieblingsverein ist sehr groß. Besuchen Sie regelmäßig Bayern-Spiele?
Leider nicht. Ich bin im Verein nicht allzu beliebt, seit ich einmal in den Sozialen Medien eine Karikatur der Bayern-Bosse geteilt habe: Darauf zu sehen waren unter anderem Oliver Kahn und Herbert Hainer. Das fanden Sie nicht so lustig. Der Hauptgrund ist allerdings, dass ich mir durch die vielen gesundheitlichen Ausgaben weniger Trips nach München leisten kann.
Wie reagierte der Verein denn auf Ihr Glasauge?
Uli Hoeneß hat toll reagiert. Er sagte mir: „Das bayerische Blut fließt durch dich, junger Mann. Ich fühle mich geehrt, dass du zu unserer Familie gehörst.“
INTERVIEW: V. TSCHIRPKE, P. KESSLER