Der einzige Bayern, der sich das „Finale dahoam“ angetan hat, war Alphonso Davies. Der Kanadier hatte die Allianz Arena mit den Worten „This should be us“ („das sollten wir sein“) betreten – wurde dann aber über 90 Minuten Zeuge eine Machtdemonstration der feinsten Art. Wie schade, dass er verletzungsbedingt bei der Club-WM in den USA fehlt. Denn er könnte aus erster Hand davon erzählen, was sich der Rest des Bayern-Trosses nun im Videostudium ansehen muss: dass der Champions-League-Sieger PSG aktuell in der Tat das Maß aller Dinge ist.
Meister, Pokalsieger und Besitzer des begehrten Henkelpotts ist die Mannschaft von Luis Enrique schon – in den USA will Paris seinen Lauf freilich fortsetzen. Wie das gelingen soll, zeigten Desire Doué & Co. kurz vor dem Achtelfinale der Bayern vor 39 000 Zuschauern in Atlanta. Gegen Inter Miami und den guten alten Bekannten Lionel Messi machte man kurzen Prozess und führte bereits zur Halbzeit mit 4:0. Anders als der kommende Gegner aus München ging es im Schongang in die nächste Runde. Dort kommt es nun zum Kracher – wobei PSG schon einen Kracher hinter sich hat. Zum Auftakt der Club-WM gelang dem 13-maligen französischen Meister ein lockeres 4:0 gegen Atletico Madrid. Bis auf den Ausrutscher gegen Botafogo (0:1) wirkt das Spiel der Enrique-Elf stabil und souverän. Und vor allem strahlt PSG aus, was auch die Bayern von sich behaupten: „Wir können jeden schlagen.“
Von Kampfansagen und dem Hype um Messi ließ Paris sich daher auch keinen Hauch verunsichern. João Neves (6., 39./Foto: imago) und der ehemalige Dortmunder Achraf Hakimi (45.+3) erzielten die Treffer, dem früh aus Verletzungsgründen eingewechselten Tomas Aviles unterlief zudem ein Eigentor (44.). „Wir haben das Spiel diktiert, wir waren fast perfekt. Ich bin glücklich mit der Mentalität und der Einstellung“, sagte Enrique, während Bradley Barcola schon nach vorne blickte: „Sind wir Favoriten? Ich weiß es nicht, aber wenn wir so spielen, sind wir meiner Meinung nach unaufhaltsam.“
Die Bayern wollen am Samstag (18 Uhr) das Gegenteil beweisen, auch wenn nicht nur Vincent Kompany weiß: „Jetzt geht es gegen die beste Mannschaft in Europa.“ Sechs Tage Vorbereitung bleiben. Nur leider: ohne Augenzeuge Davies.H. RAIF