Auch Diaz (re.) vom FC Liverpool hatte der FCB auf dem Schirm. © McManus, Fynn/Imago
München – Zwei Tage noch, dann steht für den FC Bayern der ultimative Stresstest an. Im Viertelfinale der Club-WM kommt es am Samstag (18 Uhr) zum Kräftemessen mit Champions-League-Gewinner PSG – es geht um eine Menge Geld, den Einzug in die Vorschlussrunde, aber noch um so viel mehr. Ein Erfolg gegen jene Mannschaft, die in den vergangenen Jahren von einem schwer zu zügelnden Haufen an Superstars zu einer eingeschworenen Truppe ohne Starallüren geworden ist, wäre gut fürs Prestige. Zumal PSG von den Bayern-Bossen intern als Vorbild herangezogen wird. Auf dem Platz und daneben.
Was beim französischen Meister in puncto Kader und Gehaltsstruktur passiert ist, beeindruckt vor allem Karl-Heinz Rummenigge. Als „vorbildlich“ bezeichnete der Aufsichtsrat die Arbeit bei PSG in den vergangenen zwei Jahren in der „Wams“, beim FC Bayern hingegen sei die „Payroll auf einem Niveau, die auch bewirkt, dass man viel über Geld spricht“. Für den Kader, an dem Sportvorstand Max Eberl bastelt, hat der Ex-CEO daher eine klare Vorstellung. Das Konzept, das die sportliche Führung dem Aufsichtsrat präsentiert hat, lautet: „14 bis 16 Spieler sollen auf sehr anständigem Niveau verdienen, vier bis sechs auf niedrigerem, der restliche Kader soll aus Campus-Spielern bestehen.“ Das Problem: Davon ist man Stand jetzt noch sehr, sehr weit entfernt.
Die Aufgabe für Eberl könnte größer kaum sein. Denn teilt man den Kader in die verschiedenen Gruppen ein, liegt das Problem vor allem in der Gruppe der fürstlich Entlohnten. Neben den Top-Verdienern Jamal Musiala (25 Millionen Euro/Jahr – alle Zahlen geschätzt) und Harry Kane (24) sind im aktuellen Kader 15 weitere Spieler, die einen mit mehr als sieben Millionen Euro pro Jahr dotierten Vertrag unterschrieben haben. Joshua Kimmich (20), Manuel Neuer (20), Kingsley Coman (18), Serge Gnabry (18), Leon Goretzka (18), Minjae Kim (16), Joao Palhinha (16), Dayot Upamecano (16) und Alphonso Davies (15) verdienen sogar 15 Millionen Euro und mehr. Hinzu kommen Michael Olise (13), Jonathan Tah (10), Konrad Laimer (9), Josip Stanisic (8), Raphael Guerreiro (7,5) und Aleksandar Pavlovic (7). Das „niedrigere Niveau“ beginnt dann bei etwa fünf Millionen Jahres-Salär und gilt derzeit für Hiroki Ito (5,5), Sacha Boey (3), Sven Ulreich (1,4), Daniel Peretz (1,4) sowie die beiden Neuzugänge Jonas Urbig (1) und Tom Bischof (3). Dazu gilt der Plan, die restlichen Kaderplätze nicht mehr extern, sondern intern an Nachwuchsspieler zu vergeben.
Gut für Eberl ist, jeweils zwei aus den beiden Gruppen bereits verkauft zu haben. Leroy Sané (20) und Thomas Müller (17) sparen in der oberen Gruppe ordentlich ein, Eric Dier (7) und Mathys Tel (4) steigern die jährliche Sparsumme auf knapp 50 Millionen Euro. Dennoch passiert alles auf dem Transfermarkt – das Werben um Stuttgarts Nick Woltemade und die Suche nach einem Flügelspieler – unter der Prämisse, dass es finanziell eigentlich den Kader-Rahmen sprengt, solange niemand geht. Auch Woltemade etwa könnte in München sieben bis neun Millionen pro Jahr verdienen und wäre „oben“ dabei. Und die Kategorie an gesuchten Offensivspielern deutet auch nicht unbedingt auf einen Niedriglöhner hin.HANNA RAIF, PHILIPP KESSLER, VINZENT TSCHIRPKE