Markiert sein Ende den Anfang eines Aufschwungs? Robert Reisinger musste als Löwen-Präsident abdanken. © sampics
Zahlreiche Fans feierten die Ismaik-Nachricht mit Pyro.
Will die Löwen-Welten vereinen: Gernot Mang. © sampics
Abschied nach 14 Jahren: Investor Hasan Ismaik verkauft seine Anteile und erlässt 1860 sämtliche Kreditschulden. © sampics
München – Über diese Tage wird man beim TSV 1860 noch lange sprechen: Hinter den Löwen liegt ein historisches Wochenende. Schon vorher war klar, dass auf der Mitgliederversammlung am Sonntag die achtjährige Amtszeit von Präsident Robert Reisinger ein Ende findet. Als Nachfolger wurde – wie erwartet – Gernot Mang von den Mitgliedern gewählt. Doch das geriet zur Randnotiz. Am Samstagabend nämlich platzte die Bombe. Hasan Ismaik verkauft nach 14 Jahren seine Anteile des Altmeisters von 1966. Unsere Zeitung klärt die wichtigsten Fragen:
Wieso verkauft Ismaik? Bereits im April hatte der Jordanier, der die Löwen 2011 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion vor der Insolvenz bewahrte, gegenüber dem BR angekündigt, seine Anteile verkaufen zu wollen, klagte damals: „Seit 14 Jahren leide ich unter diesen Leuten. Sie haben mir sehr schlechte Erfahrungen und eine sehr schlimme Zeit bereitet.“ Diese „schlimme Zeit“, hat Ismaik nun selbst beendet, erhält für seine Anteile rund 25 Millionen Euro. Das Besondere dabei: Der 47-Jährige erlässt sämtliche Kreditschulden – rund 80 Millionen Euro –, ausgenommen jene Finanzierungszusagen, die für die Lizenz der laufenden Saison erforderlich sind.
An wen verkauft Ismaik? Typisch 1860 könnte man sagen. Wer genau Ismaik die Anteile an den Löwen abgekauft hat, ist nicht bekannt. Klar ist nur, dass es sich um ein Schweizer Familienholding handelt. In der Club-Mitteilung heißt es nur, dass der neue Gesellschafter die Zukunft der Sechzger im Grünwalder Stadion sieht und zügig den Bau der vereinseigenen Turnhalle am Trainingsgelände vorantreiben will. Nach tz-Infos soll in den kommenden Tagen bekannt werden, welche Personen hinter dem Löwen-Neuanfang stehen. Kurios: Selbst Neu-Präsi Mang kennt den neuen Gesellschafter laut eigener Aussage nicht.
Wie reagieren die Mitglieder? Es war kein Geheimnis, dass Ismaik bei vielen Fans kritisch gesehen wurde. So feierten einige Anhänger am Samstagabend in Giesing die „Befreiung“ ihres Clubs mit Feuerwerkskörpern und Sprechchören. Auf der Mitgliederversammlung rollten mehrere Fans ein Banner aus, auf dem zu lesen war: „Ein 14-jähriger Kampf geht zu Ende.“ Anschließend ertönte das Scheichlied. Doch wie immer bei 1860 hat die Medaille zwei Seiten: Viele Menschen posteten in den Sozialen Medien Dankesworte an Ismaik.
Wie präsentierte sich Neu-Präsi Mang? Der 56-Jährige kam schnell zum Punkt: „In den letzten Jahren wurde viel gegeneinander gearbeitet. Es gab zu viel Streit, zu viel Misstrauen, zu viel Stillstand.“ Mang verriet vor seiner Wahl – 512 Ja- zu 18 Nein-Stimmen –, wie er mit seinen Vizepräsidenten Christian Dierl, Peter Schaefer und Heinz Schmidt bei 1860 aufräumen möchte: „Wir stehen für einen starken, unabhängigen e. V.. Schluss mit Machtspielchen, Schluss mit der Hinterzimmer-Politik. Ich stehe für Kommunikation auf Augenhöhe. Ich bin kein Träumer, sondern ein Macher.“ Wie man beim Publikum in der Zenith-Halle punkten kann, hatte sich Mang auch genau überlegt. Die Aussagen „50+1 ist unverhandelbar“, „Wir brauchen eine Zukunft im Sechzgerstadion mit einer Kapazität von 25 000 Zuschauern“ und „Der HAM-Verkauf ist eine einmalige Chance für 1860“ ernteten den lautesten Applaus der über 600 anwesenden Mitglieder.
Teilte Reisinger zum Abschied aus? Jein. Gegen den Verwaltungsrat, der ihn nicht mehr als Präsident nominierte, hege er „keinen Groll“, hätte sich aber eine andere Kommunikation bei diesem Vorgang gewünscht. Der 61-Jährige bestätigte die Vertragsverlängerung von Geschäftsführer Christian Werner bis 2027. Nach einem Gruß an die anwesende Presse – „Ein paar wenige konnte ich gar nicht leiden“ – bedankte sich Reisinger bei den Mitgliedern, die ihn kurze Zeit später entlasteten. Reisinger ging mit Standing Ovations. Die Frage bleibt: Markiert sein Ende den Anfang eines Löwen-Aufschwungs?MARCO BLANCO UCLES