Spaniens neue Leichtigkeit

von Redaktion

Die Weltmeisterinnen verzaubern auch die Schweiz – und sind Topfavorit

Sie jubeln weiter: Sechsmal in Thun. © Til Buergy/dpa

Thun – Es sah schon verdammt lässig aus, wie Aitana Bonmati am Strafraumrand ruhig den Ball zu Alexia Putellas passte, die gleich die nächste Station suchte: Da stand ja auch noch Claudia Pina frei, die fast aus dem Stand die Kugel in den Winkel schlenzte. Spanische Schönheit in Vollendung im zweiten Gruppenspiel der Frauen-EM gegen Belgien (6:2).

Wie schon beim 5:0 gegen Portugal spielten die Weltmeisterinnen auch mit ihrem zweiten Kontrahenten phasenweise Katz und Maus. Es wäre nur logisch, wenn sich Spaniens Künstlerinnen erstmals zu Europameisterinnen krönen würden – bislang haben diese Auszeichnung nur die Nachwuchsteams ergattert. Frauen wie Männer können binnen zwölf Monaten Europas Thron mit spielerischer Leichtigkeit erklimmen.

Noch 2012 verlor „La Furia Roja“ gegen Deutschland mit 0:5. Es musste erst der FC Barcelona die Ausbildung der besten Mädchen übernehmen, um das Potenzial zu wecken. Inzwischen stehen regelmäßig sieben, acht Barça-Spielerinnen in der Startelf. Gerade sie haben durch das verlorene Champions-League-Finale gegen den FC Arsenal noch etwas gut zu machen. Wobei: Nach der Meningitis-Diagnose ihrer zweimaligen Weltfußballerin Aitana ging es um wichtigere Dinge.

Die 27-Jährige hat in der spanischen Zeitung AS erklärt, warum sie dann schon im ersten Gruppenspiel einige Minuten und im zweiten Gruppenspiel eine Halbzeit mitmachen konnte „Glücklicherweise hatte ich die virale Form, die milder verläuft“, erzählte Aitana, die nur zwei Nächte im Krankenhaus verbrachte. Nun will sie den nächsten Titel holen.

Bei der WM 2023 in Australien und Neuseeland klappte das eindrucksvoll. Nur patzte am anderen Ende der Welt der eigene Verband. Der unwürdige Schmatzer ihres Präsidenten Luis Rubiales auf den Mund von Jennifer Hermoso geriet zum Gipfel der herabwürdigen Behandlung über all die Jahre. Seitdem haben sich die Rahmenbedingungen professionalisiert, auch die nach der Kussaffäre beförderte Trainerin Montserrat Tomé. Sie will am liebsten nur über sportliche Themen reden. Davon gibt es auch genug. Auffällig, wie viel Breite ihr Kader bietet.

Im letzten Gruppenspiel gegen Italien (Freitag 21 Uhr/ARD) könnte ohne Qualitätsverlust rotiert werden. Selbst der Aitana-Ausfall wurde aufgefangen. Sieben Namen finden sich schon unter den Torschützinnen. Es dürften einige mehr werden.FRANK HELLMANN

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