Sparlöwe auf der Bank: 1860-Boss Christian Werner. © Sampics
Ulrichsberg – Abschalten im Trainingslager? Im Gegenteil. Die Tage in Ulrichsberg seien „sehr stressig und lang“, berichtet Christian Werner. Erst saß er am Donnerstagmittag mit Ex-Vizepräsident Hans Sitzberger und Neu-Präsident Gernot Mang im Teamhotel beisammen, danach stellte sich Werner geduldig der Presse. Dennoch keine Spur von Ermüdungserscheinungen beim Löwen-Geschäftsführer. „Ich habe keinen Bock auf Pause, wir wollen mehr“, zeigt sich der 44-Jährige angriffslustig.
Ein viel gelobter Transfersommer liegt hinter Werner. Kritiker zweifeln daran, dass hochklassige Neuzugänge wie Kevin Volland, Florian Niederlechner, Siemen Voet oder Thomas Dähne im Etat von geschätzten 6,3 Millionen Euro – Mittelfeld im Drittliga-Vergleich – Platz hätten. Darüber kann der Geschäftsführer nur lächeln; mit „harter Arbeit“ sei es möglich gewesen, diesen Rahmen nicht zu sprengen. Und nicht nur das, wird Werner deutlich: „Wir haben so gewirtschaftet, dass wir einen richtig guten Puffer haben. Haben wir das Gefühl, wir müssen noch etwas machen, können wir jederzeit nachjustieren.“ Rumms, klare Ansage an die Kritiker. Das hänge auch mit dem „hohen Transferplus“ zusammen, das durch den Verkauf von NLZ-Talent Lukas Reich an Greuther Fürth für 500 000 Euro generiert wurde.
Prinzipiell sollte der finale Kader der Sechzger bereits stehen, auch Abgänge sind nicht geplant, es sei denn „es kommt ein unmoralisches Angebot“. Auch ein Leihgeschäft für Spieler mit geringen Einsatzchancen bei den Löwen sei prinzipiell eine Möglichkeit.
Die Tage in Ulrichsberg bestätigen den Geschäftsführer in seinem Gefühl, einen starken Kader („brutale Qualität“) zusammengestellt zu haben. Dass Patrick Glöckner seine Spieler mit harten Trainingstagen an die Grenze der Belastbarkeit bringt, ist genau nach dem Geschmack Werners: „Die Mannschaft arbeitet richtig hart, das ist sehr intensiv alles. So muss das sein.“
Werner spricht viel mit den Fans, freut sich über die Euphorie, weiß diese aber richtig einzuschätzen: „Ich freue mich für die Fans. Aber bislang haben wir nichts, wirklich gar nichts erreicht. Da darf sich jetzt keine Selbstzufriedenheit einschleichen bei uns.“ Wichtig sei es zudem, dass der Fokus bei 1860 derzeit ausschließlich auf dem Sport liege.
Wobei das natürlich nur die halbe Wahrheit ist: Seitdem am Samstag der Verkauf der Anteile von Hasan Ismaik an ein Schweizer Familienholding bekannt wurde, fragt sich das Löwen-Umfeld: Wer folgt auf den Jordanier? Ein Thema, bei dem Werner kurz innehält, ehe er antwortet: „Das ist Gesellschafterthema, ich halte mich raus. Ich bin die Schweiz.“ Verlegene Stille. „Blöder Vergleich in diesem Fall, dann bin ich Norwegen.“ Gelächter am Tisch. Die Message Werners ist klar: Geäußert dazu wird sich von der KGaA zu diesem Thema erst, wenn offiziell wird, wer die Anteile Ismaiks erworben hat – wann auch immer das der Fall sein wird.
Werner will den vollen Fokus auf das Sportliche richten, die Vorfreude auf den Liga-Auftakt bei Rot-Weiss Essen (1. August) ist ihm anzumerken. Vier Testspiele haben die Löwen bis dahin noch, zwei davon heute. Um 11 Uhr geht es gegen Amstetten (Österreich), um 17 Uhr gegen Liberec (Tschechien).MARCO BLANCO UCLES