FC Chelsea
München – Wenn man gemein sein will, könnte man sagen: Der FC Bayern musste dem FC Chelsea schon mal beim Feiern zusehen. 19. Mai 2012, Allianz Arena in München-Fröttmaning, jeder Bayern-Fan erinnert sich an das Drama im „Finale dahoam“. Verglichen mit einem der bittersten Tage in der jüngeren Vereinsgeschichte war das, was sich am Sonntagnachmittag in East Rutherford bei New York ereignete, natürlich ein Pappenstiel. Direkten Bezug zum Finale dieser Club-WM zwischen Paris und Chelsea hatte der in der Runde der letzten acht an PSG gescheiterte deutsche Rekordmeister nicht mehr. Und trotzdem wird der eine oder andere bei Ansicht der Siegerbilder daran gedacht haben, was am 24. Juni in Charlotte passiert ist – und passieren hätte können.
0:1 endete das letzte Gruppenspiel für das Team von Vincent Kompany bekanntlich im Glutofen von Charlotte – Gegner Benfica Lissabon schnappte den Bayern den Gruppensieg weg und nahm den Weg, der nicht nur auf dem Papier als der leichtere galt. Anstatt über Flamengo Rio de Janeiro, Paris und Real Madrid wäre es über Chelsea, Palmeiras Sao Paulo und Fluminense Rio de Janeiro in Richtung Finale gegangen. Benfica scheiterte, aber Chelsea ließ sich nicht zwei Mal bitten – und schaffte das, was Statistiker bereits vor dem Viertelfinale prognostiziert hatten: Unter den verbliebenen acht Teams war der am Sonntag gekrönte Club-Weltmeister mit Blick auf gezeigte Leistung und kommende Gegner schon vor zwei Wochen der Favorit. 26,44 Prozent Wahrscheinlichkeit entfielen auf Chelsea, 25,45 auf Paris, nur 14,78 auf die Bayern.
Fußball ist keine Mathematik, das ist klar. Und trotzdem weiß man auch in Bayern-Kreisen, dass die Weichen gegen Benfica unglücklich gestellt wurden. „Wenn man die Chancen nicht nutzt, zahlt man den Preis“, hatte Kompany in Charlotte gesagt – und der Preis war gleich in doppelter Hinsicht ein großer. Zum einen verlor man im prestigeträchtigen Duell mit Champions-League-Sieger PSG Schlüsselspieler Jamal Musiala für mehrere Monate, zum anderen kostete das für die eigenen Ansprüche zu frühe Aus eine Menge Geld. Während der FC Chelsea als Gewinner auch Finanz-Krösus ist und mit 114,6 Millionen US-Dollar (98 Mio. Euro) mehr auf dem Konto nach Hause fährt, reihen sich die Bayern in der Endabrechnung sogar noch hinter Halbfinalist Fluminense ein.
58,2 Millionen US-Dollar (rund 50 Millionen Euro) hat der strapaziöse Trip in die USA eingebracht, damit ist der Deutsche Meister hinter Chelsea, Real (106,9 Mio. US-Dollar), Real (82,5) und Fluminense (60,8) auf Rang fünf. Keine schlechte Ausbeute, eine Stange Geld, ohne Frage. Aber halt nur die Hälfte dem, was möglich gewesen wäre. Hätte man halt gegen Benfica dieses verdammte Tor getroffen…H. RAIF, M. BONKE