Kann der Löwen-Deal noch platzen?

von Redaktion

Diskreter Geschäftsmann aus Zürich angeblich der Käufer der Ismaik-Anteile

Willkommenskultur? Teile der Löwen-Basis lehnen Investoren ab. © Imago

München – Neun Tage, ohne dass geheime Informationen nach außen dringen – das ist bemerkenswert, für 1860-Verhältnisse fast schon eine Sensation. Am Samstag vor der Mitgliederversammlung hatten die Löwen auf ihrer Homepage eine viel bejubelte Nachricht veröffentlicht – den Verkauf der Ismaik-Anteile an eine Schweizer Familien-Holding. Sehr viel mehr wurde auch am Tag danach im Zenith nicht preisgegeben. Nicht mal Präsident Gernot Mang, der Nachfolger von Robert Reisinger, der die Geheimoperation angestoßen hatte, war eingeweiht.

Jetzt, ein Trainingslager und zwei Tage danach, sind die Fans so schlau wie zuvor. Der neue Hauptgesellschafter der Fußball-KGaA? Hat sich bisher nicht zu erkennen geben. Die Verkaufssumme? Ebenso unbekannt wie die Umstände des spektakulären Besitzerwechsels. Die Abendzeitung will nun zumindest den Namen von Mister X erfahren haben: Matthias Thoma (57), ein in der Schweiz lebender deutscher Geschäftsmann. Unsere Zeitung fasst die aktuelle Faktenlage zusammen.

Wer ist Thoma?

Bislang wurde der Name Matthias Thoma von keiner offiziellen Seite bestätigt, auch die Angaben in der Primärquelle sind karg: 57 Jahre alt, deutscher Staatsbürger, einer, der gerne im Hintergrund wirkt. Aber: kein Foto, keine Angaben zu Thomas geschäftlichem Hintergrund oder seinem Vermögen. Unsere Zeitung erfuhr aus der Schweiz, dass der Name wohl stimmt, dass es sich um jenen Matthias Thoma handeln soll, der in Zürich lebt und CEO eines global agierenden Unternehmens ist. Ein Informant aus Zürich sagte zu unserer Zeitung: „Thoma ist ein seriöser Geschäftsmann, der auch deshalb im Verborgenen agiert, weil es ihn abschreckt, wie im deutschsprachigen Fußball-Business mit Investoren umgegangen wird, siehe Martin Kind bei Hannover 96 – oder eben Hasan Ismaik bei 1860.“

Was sagt der Verein?

Ob altes Präsidium, neues Präsidium, Geschäftsführer, Verwaltungsrat und Ex-Gesellschafter: Alle Beteiligten halten sich bisher strikt an die Vorgabe, keine Details zum Investoren-Deal preiszugeben, nichts zu bestätigen (oder zu dementieren), auch nicht inoffiziell. Ein großer Fortschritt gemessen an der Durchlässigkeit vieler Vereinsgremien in der Vergangenheit. Demensprechend nahmen auch gestern viele maßgebliche Herren Anrufe entgegen, hielten sich aber so strikt an die Verschwiegenheitspflicht, dass selbst ein tibetanischer Schweigemönch stolz auf die Löwen wäre.

Kann es noch platzen?

Theoretisch ja, denn der vom Verein angekündigte „Vollzug“ des Anteilsverkauf hat offiziell noch nicht stattgefunden. Das sogenannte „Signing“, also die formale Unterzeichnung des Kaufvertrags, fand am Donnerstag vor der Mitgliederversammlung (3. Juli) in Frankfurt am Main statt – anwesend beim Notartermin waren u.a. Vertreter von Hasan Ismaik (Anwalt Dr. Frank Koch) und des inzwischen abgelösten Präsidiums um Reisinger und Vize Karl-Christian Bay. Maßgeblich ob ein Deal zustande kommt, ist aber das sogenannte „Closing“, also die formale Übertragung des Kaufobjekts – dieser Vorgang ist erst mit einem Eintrag ins Handelsregister abgeschlossen. Eine Abfrage am Dienstag um 14 Uhr ergab jedoch: „Letzter Eintrag am 10. Januar 2025“ – demzufolge ist der Eigentümerwechsel noch nicht wasserdicht bestätigt. Ein Vereinsinsider sagt: „Ich kann allen Beteiligten nur raten, das Closing hinzukriegen, ansonsten sehe ich eine ausgeprägte Eskalation auf unseren Verein zukommen.“ULI KELLNER

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