Noch kein Treffer, aber 59 Aktionen: Klara Bühl. © Imago
Zürich – Lara Dickenmann hat bei dieser Frauen-Europameisterschaft viel gesehen. Die Schweizer Rekordnationalspielerin reist als Turnierbotschafterin quer durchs Land, verfolgte die Gruppenspiele aus den Stadien oder einem Fernsehstudio. Besonders beeindruckt ist die 39-Jährige, die in ihrer Karriere in den USA und in der Schweiz, bei Olympique Lyon und dem VfL Wolfsburg spielte, natürlich von Spanien: „Alles sieht so leicht aus, die Performance begeistert.“
Die Kombination „aus individueller und kollektiver Klasse“ sei besonders. Sogar die italienische Verteidigerin Elisabetta Oliviero sprach nach einer Lehrstunde in Bern gegen „La Furia Roja“ von der „schönsten Niederlage der vergangenen Jahre“. Ob das Gastgeber Schweiz auch behaupten wird, wenn im Wankdorf-Stadion das EM-Viertelfinale gegen Spanien (Freitag 21 Uhr/ARD) steigt? Im WM-Achtelfinale 2023 setzte es eine 1:5-Abreibung.
Die iberische Übermacht wird durch Zahlen gefüttert. 75 Prozent Ballbesitz sind Bestwert. Ob meiste Ballkontakte (Patri Guijarro, 322), meiste Torschussbeteiligungen (Alèxia Putellas, 30) oder die meisten erfolgreichen Pässe (Patri Guijarro, 249) – überall liegen Spanierinnen vorne. Esther González führt zudem die Torschützinnenliste an (vier Treffer). Einen Bestwert hat das deutsche Team zu bieten: Bei den Läufen mit Ball, um Raumgewinn zu erzielen, liegt die unermüdliche Klara Bühl mit 59 Aktionen vorne, die auch die meisten Dribblings (35) wagte – nur noch auf ihr erstes Tor wartet. Zudem hat der achtfache Europameister die meisten Tacklings (47) angesetzt – aber ist das Qualitätsmerkmal? Für Künzer ist das Niveau insgesamt erneut gestiegen. Indes merkte die Weltmeisterin von 2003 an, „dass nicht jedes Spiel Zauberfußball“ bot.
Mit 89 Toren in den 24 Gruppenspielen (Schnitt 3,71) steuert die 14. EM-Auflage auf einen Rekord zu. Der bisherige Bestwert in England (3;06) dürfte fallen. Es langten 7,4 Schüsse aufs Tor für einen Erfolg (2022: 9,2).
Die Erkenntnisse sammelt auch der DFB ein, für die Mirko Dismer, der Leiter Fußballentwicklung der Akademie, teilweise in der Schweiz ist. „Auffälligkeit, sind zum Teil neue Eckballvarianten, die sehr konsequent und systematisch gespielt werden.“ F. HELLMANN