Leitlöwe mit Toptalent: Kevin Volland zeigt Samuel Althaus, wo‘s langgeht. © Sampics / S. Matzke
Gefragter Mann, auf und neben dem Platz: Siemen Voet, der neue Defensivleader aus Belgien. © Sampics / Stefan Matzke
„Hat den Körper eines unter 30-Jährigen“: Sturmoldie Florian Niederlechner (34). © Sampics / S. Matzke
Nach zwei freien Tagen – Belohnung fürs Trainingslager – lässt Patrick Glöckner seine Löwen wieder antanzen (Mittwoch, 15.30 Uhr). Mehr als die Hälfte der Vorbereitung ist rum, auch ein Großteil der Testspiele. Jetzt geht es in den Endspurt. Erklärtes Ziel ist, es beim Saisonstart in Essen am 1. August „knallen“ zu lassen (O-Ton Kevin Volland). Bedeutet: Noch 16 Tage Feinschliff im Training – plus die drei Härtetests beim FC Vaduz (Samstag, 16 Uhr), im Totopokal beim SC Reichmannsdorf (Dienstag, 18.30 Uhr) und zur Generalprobe beim Ligarivalen Jahn Regensburg (26. Juli, 16 Uhr). Wo stehen die Löwen? Welche Erkenntnisse gibt es aus den ersten 23 Tagen der Vorbereitung? Unsere Bestandsaufnahme.
Neue Leader: Jesper Verlaat, der alte und wohl neue Kapitän, bekommt Unterstützung. Siemen Voet, linker Part der Dreierkette, belebt das Aufbauspiel und glänzt als ballsicherer Ruhepol. Ausbildung beim FC Brügge, Champions League in Bratislava – Voet ist mit seinen 25 Jahren bereit für eine Führungsrolle. Eine solche sollen und wollen auch die beiden Sturm-Oldies einnehmen: Kevin Volland als Zehner und Florian Niederlechner als Pferdelunge in vorderster Front. „Ich glaube, da gibt es wenige Spieler in den ersten drei Profi-Ligen, die diese individuelle Qualität mitbringen“, schwärmt Christian Werner im Interview mit MagentaSport über Volland. Aber auch Niederlechner, der bald 35 wird, hat es dem Sportchef angetan: „Wahnsinn, der hat den Körper eines unter 30-Jährigen. Der arbeitet auch so. Ich glaube, im Doppelsturm bringt er eine außergewöhnliche Qualität mit.“ Neben Sigurd Haugen, der zwar als Leisetreter gilt, aber von den Mitspielern schon alleine wegen seiner Schnelligkeit und Wendigkeit gesucht wird.
Junglöwen-Power: Das Wehklagen in Fankreisen war groß, als nach Raphael Ott und Tim Kloss (beide Viktoria Köln) auch Lukas Reich (nach Fürth) das Weite suchte. Der Vorwurf: 1860 habe zu wenig geboten, um den Talente-Exodus zu verhindern. Mag sein, dass der eine oder andere Reisende aufzuhalten gewesen wäre (durch mehr Geld oder Einsatzgarantien), doch Werner hatte bereits die nächste Junglöwen-Generation im Blick: Rechtsverteidiger Clemens Lippmann („Keinen Millimeter schlechter als Reich“), den Sechser Samuel Althaus („Bundesliga-Potenzial“) – und Emre Erdogan, den türkischen U 18-Nationalspieler. „Jetzt haue ich einen raus“, sagte Werner jüngst: „Meiner Meinung nach besitzen unsere jungen Spieler dieses Jahr deutlich mehr Qualität als letzte Saison.“ Wichtig auch im Hinblick auf die U 23-Regelung – und auf den DFB-Nachwuchstopf. Es gilt aus 1860-Sicht, Tabellenplatz zwei zu verteidigen (255 768 Euro).
Teamspirit: Manchmal ist mit einem Bild alles gesagt – in diesem Fall mit einem Schnappschuss, den Niederlechner bei Instagram postete. Darauf zu sehen, auf der Holzbank einer Alm: Volland und Niederlechner – zusammen mit Patrick Hobsch, der ausgelassen lächelt, obwohl er droht, von den neuen Sturmpromis aus seinem Jagdrevier verdrängt zu werden. Die Botschaft: Sogar der Topscorer der Vorsaison (elf Treffer, fünf Assists) macht gute Laune zum neuen Überangebot, das nicht nur im Angriff besteht. Motto: Der Star ist der Teamgeist. Oder wie Werner es ausdrückt, stets den Durchschnitts-Etat betonend (5,8 Mio. Euro): „Geld schießt keine Tore, sondern die Mannschaft, die den besten Zusammenhalt hat. Ich glaube, da sind wir auf dem richtigen Weg.“ULI KELLNER