Bilder aus guten alten Zeiten: Felix Loch bei der Rodel-WM 2021 am Königssee. © Proessdorf/imago
München – Für Thomas Schwab ist die Nachricht, die am vergangenen Freitag offiziell wurde, nicht ganz so neu wie für Außenstehende. Aber auch für den Vorstandschef des Bob und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD) gab es den einen Tag, an dem es ihm den Boden – oder besser: die Eisbahn – unter den Füßen weggerissen hat. „Es ist hochgradig frustrierend, es berührt mich sehr. Das macht schon was mit Dir“, sagt der Ex-Rodler im Gespräch mit unserer Zeitung, das wahrlich keinen schönen Anlass hat. Denn es dreht sich um den Eiskanal in Schönau am Königssee, konkret: um die Hiobsbotschaft, dass die Wiedereröffnung nicht wie geplant zur kommenden Saison stattfinden kann, sondern um ein weiteres Jahr verschoben werden muss.
Seine Mitarbeiter, das Team vor Ort, hat Schwab bereits vor drei Wochen zum Gespräch gebeten. Die Resonanz: Erschütterung, „einige Trainerinnen haben sogar geweint“. Dass die für die vorolympische Saison geplanten nationalen und internationalen Wettkämpfe (Junioren-WM Skeleton, Rodel-Weltcup, Weltcupfinale im Bob und Skeleton) an andere Ausrichter vergeben werden und die einheimischen Sportler wie Johannes Lochner und Felix Loch die Bahn nicht für Training und Tests nutzen können, ist das eine. Viel gravierender aber sind die Einschnitte, die die Junioren betreffen. Auf „acht Jahre“ beziffert Schwab den Rückschlag im Nachwuchsbereich, den die Zerstörung der Bahn beim verheerenden Unwetter im Jahr 2021 mit sich brachte. Noch ist das Team BSD Spitze, „aber in ein paar Jahren wird man diesen Verlust spüren“, prognostiziert Schwab. Die vier Jahre, die schon vergangen sind – und das, das nun noch folgt.
Schwab nennt die Situation „Unglück im Unglück“ – und seine Ausführungen bestätigen die Einschätzung. Obwohl man sich bei den Wiederaufbauarbeiten nach jahrelanger Bürokratie „sogar vor dem Zeitplan“ befand, mussten die Pläne plötzlich über den Haufen geworfen werden. Grund dafür war die standardmäßige TÜV-Prüfung der Kältemittelfernleitung im unteren Bahnbereich, die laut Schwab „vom Unwetter total unberührt war“. Der Routine-Check war unumgänglich, explizit betont der Boss: „Man kann mit dem Finger auf niemanden zeigen.“ Weil die 675 Meter Leitung aber noch dazu unter der Bahn liegen, sind die Baumaßnahmen zu komplex für eine schnelle Durchführung. 80 zusätzliche Rohrschweißer wären kurzfristig vonnöten gewesen, Schwab sagt: „Das kriegst Du nicht hin.“ Nun also wird das Baufeld langsam freigeräumt – und dann gearbeitet.
Bis dahin heißt es durchhalten – und irgendwie wieder positiv denken. Wie schwer das fällt, hat das Stützpunktfest am vergangenen Freitag gezeigt. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) hielt eine flammende Rede, aber die Aussicht blieb halt trüb. Erst im Oktober 2026 kann nun vereist werden. Und Schwab sagt deutlich, was er genauso meint: „Wenn wir das nicht schaffen, können wir wirklich zusperren.“HANNA RAIF