Das ekelige Geräusch hat man noch im Ohr, schrill, schmerzend, nicht enden wollend. Und hatte man es endlich überstanden, ging die Warterei los. Man kann sich heute kaum mehr vorstellen, wie es war, nie genau zu wissen, ob ein Fax seinen Adressaten erreicht hatte. Stand die Leitung? War Papier im Gerät? Hat die Tinte geschmiert? Kommunikationsmittel aus einer anderen Zeit; ein romantisches Relikt in unserer „Weiter, immer weiter“-Welt. Der ultimative Beweis dafür: Selbst bei der DFL setzt man seit neun Jahren nicht mehr auf das gute alte Fax, sondern ein Tool namens TOR, kurz für „Transfer-Online-Registrierungssystem“.
Für die Branche, in der die neue Gattung „Transferjournalismus“ im Moment naturgemäß Hochkonjunktur hat, ist das eigentlich schade. Denn man stelle sich mal vor, was passiert wäre, hätte sich der berühmte Fax-Fauxpas, der einst den Wechsel von Eric Maxim Choupo-Moting vom Hamburger SV zum 1. FC Köln verhinderte, im Jahr 2025 ereignet. Er wäre moderiert (oder eher: seziert) worden von den vielen Herren (und wenigen Damen), die in gelben „Deadline-Day“-Klamotten auf einem Bezahl-Sender jedes Detail unter die Lupe genommen hätten. Welche Marke hatten die Faxgeräte, die nicht zusammenfanden? Welcher Netzanbieter ist an der dreiminütigen Verzögerung schuld? Wer hat das Fax eigentlich geschrieben? Und warum, zur Hölle, waren die überhaupt so spät dran?
Man darf sich dieser Tage mal wieder überlegen, wie sehr man eintauchen möchte in den „Zirkus Transferikus“, allerdings ist das eine Grundsatzentscheidung. Schaltet man einen Tag ab, fehlen einem die Details, die am Ende entscheidend sein können. Daher gerne an dieser Stelle ein Service für alle, die am Mittwoch „off“ waren: Sie haben eine E-Mail verpasst! Sie soll laut „Bild“ am vergangenen Donnerstagabend über das World Wide Web von München nach Stuttgart geschickt worden sein. Gegenstand: Nick Woltemade. Empfänger: Die VfB-Bosse. Absender: Bayern-CEO Jan-Christian Dreesen. Oder anders: nicht Sportvorstand Max Eberl, der „nur“ in cc war. Bitte interpretieren!
Ansätze gibt es freilich genug. Kommt die Info aus Stuttgart? Dann wäre sie Transfer-Taktik. Kommt sie aus München? Dann hätte sie (vereins-)politische Dimension. Und wer wäre denn jetzt schuld, wenn der Deal scheitert? Absender? Mit-Adressat? Empfänger? Ach ja… manchmal wünscht man sich schon das eklige „Piiiiiiiiep“ zurück. War irgendwie entspannter.