„Der schmerzvollste Moment der Tour“

von Redaktion

Vor 30 Jahren stürzte Casartelli zu Tode – sein Schicksal bleibt als Mahnung

Lourdes – Der Ort des Grauens ist heute ein Hort des Friedens. Ein schieres Idyll für jeden, der die Bilder von einst nicht im Kopf tragen muss. Ein Schotterstreifen liegt zwischen der wenig befahrenen Departement-Straße 618 und dem Flüsschen Bareille im Mischwald, nur Vogelgezwitscher ist zu hören, ganz selten heult ein Motor. Lediglich ein schneeweißes Steindenkmal mit buntem Blumenschmuck verrät, dass diese Stelle in den Pyrenäen seit 30 Jahren und auf ewig mit einer der schwärzesten Stunden der Tour de France verbunden ist.

„Der Tod von Fabio Casartelli war der schmerzvollste Moment. Und ich hoffe, dass dies auch so bleiben wird“, sagte Tour-Chef Christian Prudhomme über jenen 18. Juli 1995. Prudhomme damals junger Radioreporter auf einem Begleitmotorrad, erlebte den schlimmsten Rennunfall in der Geschichte der Frankreich-Rundfahrt hautnah: „Ich sah ihn auf dem Boden, es war so viel Blut, überall. Fürchterlich.“

Casartelli, der dort weit unten auf der Abfahrt vom Col de Portet-d‘Aspet lag, verbogen und zerschmettert, verlor an diesem Tag sein Leben, als bislang letzter Fahrer während einer Tour. Der italienische Olympiasieger von 1992 wurde nur 24 Jahre alt. Sein Tod erschüttert bis heute auch deshalb, weil er so sinnlos war: Ein schlichter Helm hätte ihn wohl gerettet. Wenn das Peloton an Casartellis Todestag ganz in der Nähe unterwegs ist, bleibt sein Schicksal eine Mahnung.

„Wir werden auch deshalb nie vergessen, was das Leben eines Radfahrers ist“, sagte Prudhomme.

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