Geht Bayern jetzt leer aus?

von Redaktion

Münchner kassieren nur Körbe – Hamann: Rummenigge soll helfen

Nick Woltemade (VfB Stuttgart): zu teuer für Bayern?

München – In der Vergangenheit tütete der FC Bayern die Verpflichtung neuer Stars häufig recht früh ein. Den ablösefreien Zugang von Stürmer Robert Lewandowski machten die Münchner beispielsweise schon im Januar 2014, also rund ein halbes Jahr, bevor er das Bayern-Trikot tragen durfte, öffentlich. Torwart Manuel Neuer gab seinen Abschied von Schalke Ende April 2011 bekannt.

In diesem Sommer allerdings ist der FC Bayern relativ spät dran. Einerseits setzten die Münchner monatelang alles auf die Karte Florian Wirtz. Der DFB-Star entschied sich Ende Mai aber für einen Transfer von Leverkusen zum FC Liverpool. Andererseits ließen sich Sportvorstand Max Eberl & Co. nach dem überraschenden Beraterwechsel wochenlang von Leroy Sané hinhalten, nahmen ihn sogar noch zur Club-WM mit, als er bereits bei Galatasaray unterschrieben hatte. Auch die Zukunft von Thomas Müller (verlässt den Verein) wurde nach langem Theater erst im März geklärt. So verlor der FC Bayern bei der Suche nach neuen Offensivstars wertvolle Zeit – und brachte sich damit selbst ordentlich unter Druck.

Zwar wurden einige Optionen für die Offensive abgeklopft. Bislang kassierte man aber einen Korb nach dem anderen. Am Dienstag sickerte durch, dass Liverpool ein Angebot in Höhe von 67,5 Millionen Euro für Luis Diaz (28/Vertrag bis 2027) abgelehnt hatte. Am Mittwoch lehnte der VfB Stuttgart die zweite Münchner Offerte für Angreifer Nick Woltemade (23/Vertrag bis 2028) ab. Sowohl die Reds als auch die Schwaben wollen hart bleiben.

Ein Blick auf die internationale Konkurrenz verstärkt den Eindruck, dass man in anderen Vereinen schon deutlich weiter ist als in München. Club-Weltmeister FC Chelsea etwa hat schon knapp 244 Millionen Euro in den Kader investiert, die Offensive wurde unter anderem mit Jamie Gittens und Joao Pedro verstärkt. In Liverpool wurden 213 Millionen Euro ausgegeben (4 Neuzugänge) – 125 gingen für Florian Wirtz drauf. ManCity steht bei 130 Millionen Euro für vier Neue, auch Real hat – vor allem für die Defensive – schon 167,5 Millionen Euro locker gemacht. Die Münchner stehen laut transfermarkt.de bei 2,3 Millionen Euro Invest für Jonathan Tah und Tom Bischof. Entweder besser gehaushaltet – oder doch schon Einiges verschlafen?

Die Bosse jedenfalls stehen mit Blick auf den Markt unter Handlungsdruck. CEO Jan-Christian Dreesen soll sowohl mit Stuttgart als auch Liverpool die Verhandlungen führen. Und der in der Kritik stehende Eberl? Laut „Bild“ wurde er immerhin von Dreesens Büro beim ersten Angebot für Woltemade in der Mail an den VfB in „cc“, also Kopie, gesetzt.

Didi Hamann rückt auch Ehrenpräsident Uli Hoeneß ins Zentrum der Kritik. „Ohne den Uli wäre der Verein nicht da, wo er jetzt ist. Das Problem ist, dass er die Leute wieder geschasst hat und auch diejenigen, die jetzt da sind und in der Kritik stehen, selber geholt hat“, so der Ex-Bayern-Spieler bei Sky. Ohne es auszusprechen, ist klar, wen er damit meint: Den entlassenen Oliver Kahn sowie den angezählten Eberl. Aus Hamanns Sicht wäre es von Vorteil, wenn Hoeneß‘ Aufsichtsratskollege Karl-Heinz Rummenigge, der aktuell im Hintergrund agiert, wieder mehr ins Tagesgeschäft eingebunden werden würde: „Er ist so gut vernetzt wie kein anderer.“P. KESSLER, H. RAIF, M. BONKE

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