„Unzumutbar“ – Wutbrief von Hachinger Eltern

von Redaktion

Schlechte Trainingsbedingungen und empathieloser Umgang mit Talenten – Haching reagiert

Als Präsident gefragt: Haching-Boss Manni Schwabl. © Imago

Unterhaching – Der Nachwuchs – Hachings Basis, die den ganzen Verein trägt. Karim Adeyemi und Torhüter Nico Mantl sind die prominentesten Beispiele. Das Konzept sieht vor, Talente zu fördern, um sie später teuer zu verkaufen. Doch nun rumort es in den Familien der Nachwuchskicker.

Spieler-Eltern bemängeln in einem offenen Brief die Infrastruktur des NLZ, insbesondere an der Sternstraße: „Keine Umkleide, keine Toilette, keine Dusche“ – die Kinder müssten sich im Freien umziehen, Wertsachen ungeschützt liegen lassen und ungewaschen nach Hause fahren. Trotz mehr als einer Million Euro an Fördermitteln in zwei Spielzeiten (300 000 Euro allein für die vergangene Saison) müssten Eltern Trainingsbälle privat organisieren – „unzumutbar“, finden sie. Weitere Kritik gilt der medizinischen Betreuung bei Heimspielen. Die U 17 und U 19, immerhin Teams der Junioren-Bundesliga, hätten regelmäßig keine qualifizierte Betreuung.

Ein weiterer, moralisch gravierender Vorwurf: der Umgang bei Kaderentscheidungen. Talente, die aussortiert werden, würden oft unpersönlich auf dem Trainingsplatz in Kenntnis gesetzt – kurzfristig und kühl. Es sei „tief enttäuschend“, wie diese Gespräche geführt würden. Die Eltern beklagen Empathielosigkeit, die psychische Langzeitfolgen haben könnte. „Diese Praxis ist nicht nur unfair, sondern auch verantwortungslos“, heißt es wörtlich im Brief, der auch an BFV und DFB adressiert war.

In einer Stellungnahme, von unserer Zeitung eingeholt, heißt es von NLZ-Leiter Thomas Schmeizl zum Thema Sternstraße: „Uns ist bewusst, dass wir hier Nachholbedarf haben. Wir sind bereits dabei, konkrete bauliche Maßnahmen umzusetzen und optimistisch, hier bald konkrete Fortschritte darstellen zu können.“ Zum Thema Spielgeräte erklärt er: „Richtig ist, dass die Teams bei übermäßig großem Verlust von Bällen aus der Mannschaftskasse bezahlen müssen. Ansonsten sind wir bemüht, das notwendige Trainingsmaterial in ausreichendem Maße zur Verfügung zu stellen.“

Auch beim schwerwiegendsten Vorwurf, der nachlässigen medizinischen Betreuung, räumt Schmeizl Defizite ein, verspricht aber zugleich Besserung. „Wir sind seit geraumer Zeit dran, dieses für uns sehr wichtige Thema zu lösen.“ Zum moralischen Umgang mit den Talenten betont er: „Wir werden diesen Kritikpunkt sehr ernst nehmen und sind an ständigen Verbesserungsprozessen interessiert. Das wird in Zukunft noch mehr ein wichtiger Auftrag von mir sein, hier einen angemessenen Rahmen zu schaffen und Optimierungen konsequent voranzutreiben.“

Wohlklingende Worte, denen nun Taten folgen müssen, wenn Hachings Jugendkonzept, auf dem alles basiert, nicht beschädigt werden soll.ULK

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