Glücklich: Coach Wück und Heldin Berger. © IMAGO
Entscheidender Elfmeter: Alice Sombath scheitert an Ann-Katrin Berger. © IMAGO/Schueler
Moment der Erlösung: Die deutsche Mannschaft bejubelt nach einem Elfmeter-Drama gegen Frankreich den Einzug ins EM-Halbfinale. © IMAGO
Basel – Aus der XXL-Musikbox dröhnte „Major Tom“, als Elferkillerin Ann-Katrin Berger und all die anderen stolzen EM-Halbfinalistinnen tief in der Nacht zum Mannschaftsbus hüpften. Völlig losgelöst ging die ausgelassene Party im Teamhotel weiter, mit rudernden Armen tanzten Sjoeke Nüsken und Kolleginnen wild umher. Nach dem irren Kraftakt schienen die Energiereserven unendlich, der epische Viertelfinal-Krimi von Basel gegen Frankreich verzückte Millionen Fußballfans in der Heimat, inklusive Bundespräsident und Kanzler.
„Viele haben nicht mehr an uns geglaubt“, sagte die glückselige Matchwinnerin Berger nach einer Pizza-Stärkung in der Kabine und schickte umgehend eine Kampfansage an den Weltmeister Spanien: „Jetzt muss jede Mannschaft Angst vor uns haben.“ Die unbändige Willensleistung in über 100 Minuten Unterzahl (6:5 i.E.) ließ den Glauben an den neunten EM-Titel wachsen. Das 1:4 gegen Schweden? So gut wie vergessen!
„Geisteskrank. Man hat gesehen: Wir sind zu Großem fähig! Ich bin mir ganz sicher, dass wir auch die Spanierinnen packen“, sagte Kapitänin Janina Minge mit Blick auf das Halbfinale gegen den Topfavoriten am Mittwoch (21.00 Uhr/ZDF) in Zürich. Denn was hatten die Vize-Europameisterinnen an diesem epischen Fußball-Abend nicht alles überwunden. Den Platzverweis gegen Kathrin Hendrich (14.). Den Rückstand nach dem Elfmeter von Grace Geyero (15.). Die verletzungsbedingte Auswechslung von Sarai Linder (20.). Der verschossene Foulelfmeter von Torschützin Nüsken (69.). Als hätte die EURO nicht schon genug Nackenschläge geboten.
Doch das deutsche Team steckte alles weg und hielt Frankreichs Weltklassesturm grandios in Schach. „Ich habe der Mannschaft gesagt, dass Mentalität Talent schlägt. Das haben wir bewiesen“, schwärmte Bundestrainer Christian Wück, der „fix und fertig“ war nach der „unfassbaren Leistung“ für die Geschichtsbücher. Elisa Senß resümierte: „Es ist einfach nur krass, was heute passiert ist. Ich bin sprachlos.“
10,7 Millionen Fans litten vor den TV-Bildschirmen mit, prominente Reaktionen folgten prompt. „Wir sind stolz auf Euch“, kommentierte Kanzler Friedrich Merz.
Flügelspielerin Klara Bühl hatte das Team, unermüdlich angetrieben von rund 10000 Fans im St. Jakob-Park, „noch nie so laufen gesehen“ wie gegen die bis dahin so offensivstarken Französinnen. Nach dem frühen Platzverweis habe der Vize-Europameister eine Trotzreaktion entwickelt: „Wir haben uns in die Augen geschaut und wussten, dass wir dran glauben.“
Gefeiert wurde vor allem Berger, die ihre Kritiker mit einer Wahnsinnsparade (103.) in der Verlängerung endgültig zum Schweigen brachte. Dann parierte die 34-Jährige beim Nervenspiel vom Punkt zwei Versuche – und verwandelte selbst sicher. „Krass. Unglaublich. Weltklasse. Sie hat gezeigt, wie unfassbar sie ist“, staunte Bühl, auch Wück lobte seine „unheimlich wertvolle“ Nummer eins.SID