Gürtelsammler Oleksandr Usyk. © AFP/ADRIAN DENNIS
London – Um kurz vor Mitternacht, gut eine Stunde, nachdem er sich endgültig zu einem der besten Boxer der Geschichte gekrönt hatte, wollte Oleksandr Usyk nur noch eines: ins Bett. „Ich möchte mich ausruhen“, sagte der Ukrainer, der damit auch die Frage nach dem möglichen nächsten Schwergewichtsspektakel beiseiteschob: „Jetzt will ich nach Hause und dann entscheiden, was als Nächstes kommt.“
Nach seinem K.-o.-Sieg in der fünften Runde gegen den Briten Daniel Dubois verließ der 38-Jährige das Londoner Wembley-Stadion als unangefochtener Weltmeister mit den glitzernden Gürteln der vier wichtigsten Verbände. Die Titel der WBA, WBO und des WBC hielt Usyk ohnehin schon, den der IBF holte er sich von Dubois zurück. Dessen Promoter Frank Warren musste eingestehen: Usyk ist die Legende der heutigen Zeit.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gratulierte seinem Landsmann überschwänglich. „Danke für die Kraft und Inspiration, die du mit jedem Sieg dem ganzen Land gibst“, schrieb Selenskyj auf der Plattform X. „Danke, dass du jeden Kampf mit der Ukraine im Herzen bestreitest.“
Mit seinen Titeln und seiner Bilanz der 24 Profi-Kämpfe ohne Niederlage muss sich der Ukrainer vor dem sportlichen Vergleich mit Größen wie Muhammad Ali oder Mike Tyson nicht verstecken. „Er wäre in jeder Generation großartig“, sagte Warren. Die, die ihn als nächste Gegner herausfordern könnten, fallen deutlich zurück.
„Ich werde weitermachen mit dem Boxen und dem Training“, sagte Usyk. Der Name des Neuseeländers Joseph Parker (33) fiel oft. Noch im Ring erwähnte Usyk die Briten Dereck Chisora (41), Anthony Joshua (35) und Tyson Fury (36). Gegen Fury hatte der Ukrainer im vergangenen Jahr sein erstes Vereinigungsduell nach Punkten gewonnen. Der Deutsche Agit Kabayel (32) ist als WBC-Interimsweltmeister automatisch Anwärter für einen WM-Kampf. „Ich kann es jetzt noch nicht sagen“, äußerte Usyk. In London hatte sich hartnäckig das Gerücht gehalten, Usyk denke auch an einen Super-Kampf gegen Landsmann Wladimir Klitschko (49), der dafür nach acht Jahren ein Comeback geben müsste. Dass das Alter nicht unbedingt eine Rolle spielt, bewies Usyk gegen den elf Jahre jüngeren Dubois eindrucksvoll. „38 ist erst der Anfang“, rief Usyk den jubelnden 90000 Zuschauern zu. DPA