Druck rausnehmen: Sportchef Werner und Präsi Mang (r.).
Gefragt, nicht nur als Torjäger: Florian Niederlechner. © imago
Am lautesten bejubelt: Rückkehrer Kevin Volland.
Gag oder Drohung? Noch so ein kreativer Ismaik-Post.
Gemeinsam – das Löwen-Motto in der neuen Saison: Spieler und Fans posieren für ein XXL-Gruppenfoto. © Sampics (5)
Ein KI-Gag, den womöglich nicht alle 1860-Fans lustig finden: Hasan Ismaik in Tracht vor Schweizer Bergkulisse. © Instagram
München – Kein Scheich-Lied, keine Schweiz-Anspielungen wie bei den 1860-Tests im Trainingslager, als „Heidi“ in Dauerschleife lief. Als die Mannschaft am Sonntag um 9.54 Uhr in ihren neuen Heimtrikots aus der Kabine kommt, ist der Löwen-Aufreger des Wochenendes weit weg. Familien mit Kindern klatschen den Profis um Kevin Volland zu, das Gedränge ist groß, das Wetter gut.
Heile Löwen-Welt, zumindest für den Moment. Wer auf dem Fanfest genau hinhört, schnappt trotzdem vielsagende Gesprächsfetzen auf: Signing, Closing… Seit Freitag sind die Löwen Experten für hochkomplexe M&A-Themen, für Transaktionen, die erst fix sind, wenn Geld wirklich geflossen ist. Auch eine Fotomontage verbreitet sich rasend schnell. Darauf zu sehen: Hasan Ismaik vor Schweizer Bergkulisse – mit Tracht, Kühen und Alphorn. Ismaik selbst hatte das KI-Foto bei Instagram gepostet. Ein humoriger Beitrag, den man dem Jordanier gar nicht zugetraut hätte. Vielen Fans, so viel steht fest, ist das Lachen am Freitag jedoch im Halse stecken geblieben.
Ismaik bleibt also. Der Verkauf seiner Anteile an eine Schweizer Familien-Holding ist geplatzt. Über die Gründe wird seit Freitag viel diskutiert, der Schwarze Peter hin- und hergeschoben. Am Sonntagnachmittag meldete sich Ismaik persönlich auf seinen Social-Media-Kanälen: „Das, was geschehen ist, ist die Folge einer übereilten und unnötigen Bekanntmachung des Verkaufs. Sie hat beim Club große Verwirrung ausgelöst und alle Beteiligten in eine unangenehme Lage gebracht. Meine Enttäuschung richtet sich dabei klar gegen das frühere Präsidium – und zwar allein deshalb, weil es auf eine Ankündigung des Verkaufs vor der e.V.-Mitgliederversammlung gedrängt hat, um eigene Ziele zu verfolgen“. Die These, dass der Deal an einer falschen Kontonummer scheiterte, kann man getrost ins Reich der Fabel verweisen. So sieht das auch Präsident Gernot Mang, der sich am Sonntag in aufgeräumter Stimmung unter das Fanvolk mischte.
Im Gespräch mit unserer Zeitung beteuert Mang, sich seine positive Grundstimmung nicht nehmen zu lassen. „Unser Mitgesellschafter ist nicht gegangen, für uns im neuen Präsidium hat sich daher nichts geändert. Dass bei solchen Deals zwischen Signing und Closing viel passieren kann, habe ich in meiner beruflichen Laufbahn oft genug erlebt. Es war sicherlich verfrüht, das zu diesem Zeitpunkt zu veröffentlichen. Wichtig ist, dass die Blickrichtung jetzt nach vorne geht. Wir haben eine hungrige Mannschaft, die heiß ist und willig.“
Erneut bekräftigte Mang, keinen Austausch mit dem Kaufinteressenten gehabt zu haben – wohl aber mit Ismaik. „Er hat mich noch am Freitagnachmittag angerufen.“ Gemeinsam wolle man bei seinem angekündigten Besuch die nächsten Schritte besprechen: „Standort Giesing, Bau der Turnhalle – unser Programm steht. Und wenn die Aussagen stimmen, die Hasan Ismaik gemacht: Lass uns über die Sporthalle sprechen, lass uns über das Stadion sprechen – dann haben wir eine Basis.“
Anders als mit dem alten Präsidium. Nicht nur Mang reiste am Samstag zum Testspiel gegen den FC Vaduz, auch Robert Reisinger und Ex-Vize Norbert Steppe wurden in Chur gesichtet. Kontakt habe es nicht gegeben, so Mang: „Meine Tochter hat mir hinterher gesagt: Papa, der Herr Reisinger war auch da. Ich wusste es gar nicht.“ Sein Rat an das gesamte Löwen-Umfeld: „Gemeinsam nach vorne schauen.“ Kurzum: Einen Neustart schaffen, zur Not halt mit Ismaik.ULI KELLNER